Positive Psychologie – Die Kunst des Glücks

Positive Psychologie

Positive Psychologie

Herkunft und wissenschaftliches Fundament

Die Psychologie im Allgemeinen beschäftigt sich im Wesentlichen mit

a) der Heilung von psychischen Erkrankungen,
b) der Förderung von außergewöhnlichen Begabungen und
c) der Verbesserung der Lebensqualität.

Letzter Punkt c) hat seit Ende des 20. Jahrhunderts mit der „Positiven Psychologie“ mehr Bedeutung bekommen.

Abraham Maslow (den meisten von der Maslowschen Bedürfnispyramide bekannt) gilt als einer der geistigen Väter der Positiven Psychologie. Er erklärte, dass Psychologen durch bloßes Untersuchen psychischer Störungen keinen Einblick in das menschliche Potenzial erhalten würden. Stattdessen empfahl er psychisch völlig gesunde Menschen zu erforschen, um herauszufinden, was ein gutes, glückliches und gesundes Leben am besten fördert.

Förderung von Stärken und Wohlbefinden

Martin Seligmann baute später auf diesen Ideen auf und gab diesem Feld der Psychologie einen Namen: Positive Psychologie.

Ein wichtiger Meilenstein der Positiven Psychologie war die Antrittsrede von Martin Seligman 1998 vor den Mitgliedern der American Psychological Association. In dieser Rede forderte Martin Seligman, dass sich die Positive Psychologie damit beschäftigen solle, wie die besten und größten Qualitäten gebildet werden können: Optimismus, Mut, Zukunftsorientierung, soziale Kompetenz, soziale Verantwortung, Freude und Sinn.

Der Fokus der Psychologie soll also weg von der bloßen Reparatur von Defiziten hin zur Förderung von Stärken und Wohlbefinden verlagert werden: Weg von einem Krankheitsmodell und hin zu einem Gesundheitsmodell.

Seligmans Rede gilt als Meilenstein für die Verbreitung der Positiven Psychologie. 

Definition

Die Wissenschaft vom Glück und des Wohlbefindens

Die Positive Psychologie ist eine Wissenschaft mit vielen Facetten, aber im Wesentlichen behandelt sie zwei grundlegenden Themen:

  • Wodurch sich Menschen wohlfühlen und
  • was ihnen hilft, ihr Leben zu meistern.
Glück und Wohlbefinden

Die – etwas nüchtern klingende – Definition der Positiven Psychologie lautet wie folgt:

Die Positive Psychologie beschäftigt sich in Forschung und Praxis mit den Bedingungen und (Wechsel-)Wirkungen, die eine optimale Entwicklung von Personen, Gruppen und Organisationen ermöglichen.

Die Positive Psychologie ist ein noch recht junger Forschungsbereich, der die positiven Aspekte des menschlichen Daseins erforscht. Manche nennen sie auch die Wissenschaft vom Glück, des Wohlbefindens, der Resilienz, der Stärken, der positiven Gefühle und des Optimismus. Letztlich geht es um ein Aufblühen eines starken emotionalen, psychischen und sozialen Wohlbefindens.

Fokuspunkte der positiven Psychologie

Die Interventionen der Positiven Psychologie zielen darauf ab, positive Gefühle, positives Wahrnehmen und positive Verhaltensweisen zu verstärken. Stichpunktartig könnte man folgende Fokuspunkte festhalten:

  • Das Beste aus dem Leben machen
  • Fokus auf Stärken
  • Förderung des Wohlbefindens
  • Entwicklung von Kompetenzen
  • Entdeckung von Freude

Diese Grundsätze lassen sich prima mit den Ansätzen im systemischen Coaching vereinbaren.

Glück als Lebensziel

Arten eines glücklichen Lebens

Arten von Glück

Martin Seligman beschrieb zunächst drei Arten eines glücklichen Lebens (später hat er das noch erweitert):

  • Das angenehme Leben mit positiven Emotionen, Sinnesfreuden und Geselligkeit,
  • das gute Leben, in dem wir unser eigenes Potenzial für persönliches Wachstum ausschöpfen,
  • und ein sinnvolles Leben durch z.B. Dienste zum Wohl anderer oder für die Gesellschaft.


Wenn man es schafft alle dieser drei Ebenen in sein Leben zu integrieren, lebt man ein erfülltes Leben.

Einfluss auf das persönliche Glücksniveau

Glückliche Menschen …

  • haben bessere geistige Fähigkeiten,
  • gute soziale Beziehungen,
  • ein langes Leben,
  • gesundheitliche Vorteile und
  • Vorteile bei der Arbeit.

Aber wie ist das jetzt mit dem Glücklichsein? Ist jeder wirklich „seines Glückes Schmied“?

Einfluss auf Glück

50 %: Gene / Biologische Vererbung
10 %: Lebensumstände
40 %: Wille

Basierend auf den Forschungsergebnissen von Prof. Sonja Lyubomirsky und Kollegen gilt:

  • Das Basisniveau an Glück (50 %) ist genetisch bedingt. Wohl dem der ein positives Mindset also praktisch schon über die Muttermilch erhalten hat.
  • Einen nur relativ kleinen Einfluss auf unser Glücksniveau haben die (äußeren) Lebensumstände (10 %), also z.B. Wohnort, Familienstand, Einkommen.
  • Rund 40 % des Glücks unterliegen direkt unserer willentlichen Kontrolle und können durch frei gewählte Aktivitäten und Lebensanschauung positiv beeinflusst werden!

Natürlich beeinflusst auch unser Selbstbild (fixed mindset) unser Entwicklungspotenzial. Personen, die ein statisches Selbstbild von sich haben glauben, dass man einfach so ist, wie man ist und man sich nur wenig verändern kann.

Personen, die ein dynamisches Selbstbild (growth mindset) haben glauben hingegen, dass man sich mit genügend Motivation, Konzentration, Wille und Einsatz in fast allem verbessern kann. Solche Menschen betrachten Misserfolge als Feedback, aus dem sie lernen können. Der Positiven Psychologie liegt das dynamische Selbstbild zugrunde.

Einen großen Teil seines persönlichen Glücksniveaus hat man also selbst in der Hand!

Formen des Glücks: Hedonistisch oder eudaimonisch

Es gibt verschiedene Formen des Wohlbefindens; man könnte auch sagen, verschiedene Formen des Glücks: Kurzfristiges und dauerhaftes.

Formen des Glücks (hedonistisch oder eudaimonisch)

Das hedonistische Wohlbefinden bezieht sich auf den Aspekt des Wohlbefindens, der sich mit angenehmen Emotionen, Vergnügen und dem Vermeiden von Unannehmlichkeiten befasst.

Das eudaimonische Wohlbefinden ist die stillere Form des Wohlbefindens. Sie gilt als dauerhafter, da sie sich auf das Erreichen von Bedeutung, Selbstverwirklichung sowie das Leben im Einklang mit den eigenen inneren Werten und Tugenden konzentriert. Es umfasst das Glück aus Sinn und Lebenszweck.

Beide Ansätze – sowohl der hedonistische als auch der eudaimonische – bieten einen umfassenden Blick auf das menschliche Wohlbefinden, ergänzen sich oft gegenseitig bzw. sollen im Gleichgewicht sein. Um glücklich zu sein, bedarf es einem guten Gleichgewicht von Vergnügen (hedonistisch) und Lebenszweck (eudaimonisch)!

Modelle und Ansätze zum Glücklichsein

Es gibt verschiedene Modelle und Ansätze, die beschreiben was erfüllt sein muss, damit wir uns wohlfühlen bzw. glücklich sind.

Selbstbestimmungstheorie

In meinem Blogbeitrag Motivation habe ich u.a. die Selbstbestimmungstheorie beschrieben. Diesem Modell zufolge bedarf es der Befriedigung dreier Grundbedürfnisse, damit wir uns wohlfühlen:

  • Autonomie: Das Gefühl, die Kontrolle über unser Handeln zu haben
  • Kompetenz: Der Glaube an die eigenen Fähigkeiten und Skills
  • Eingebundenheit: Das Vorhandensein von engen, stabilen Beziehungen

Drei Wege zu authentischem Glück nach Seligman

Martin Seligman definierte drei Wege zum authentischen Glück:

  • Vergnügen: Also alles, was Freude macht; Energie schafft; positive Gefühle. Das führt dann zu einem angenehmen Leben.
  • Engagement: Also Aktivitäten, in denen man sich komplett verliert, Zeit und Raum vergisst, bei denen man in den Flow kommt. Damit erfüllt man sich ein gutes Leben.
  • Sinn: Alles, was eine größere Bedeutung hat und dem Leben eine Richtung gibt. Damit wird das Leben sinnvoll.

Siehe auch Grafik unter dem Kapitel „Glück als Lebensziel | Arten eines glücklichen Lebens“.

Lebensdiagramm

Anhand des Lebensdiagramms können Sie sich (regelmäßig) selbst fragen, bei welchen Aktivitäten aus den acht Lebensbereichen Sie welche Art von Glück (Vergnügen, Engagement, Sinn) empfinden.

Und außerdem können Sie – z.B. am Ende jedes Tages – für sich bewerten, wie häufig oder intensiv Sie das Glück jeweils empfunden haben. Ein ausgeglichenes Leben in allen diesen Bereichen führt zu einem höheren Grad an allgemeinem Wohlbefinden.

Ziel ist es, ein besseres Verständnis für die Aktivitäten und Erfahrungen zu entwickeln, die zu positiven Emotionen und zu einem erfüllten Leben beitragen.

PERMA

In den nachfolgenden Kapiteln möchte ich das Modell PERMA näher erläutern. Dieses Modell leitet sich aus den Elementen Vergnügen, Engagement und Sinn ab bzw. wurde um weitere Elemente ausgebaut. PERMA steht für:

P: Positive Gefühle (positive emotion)
E: Engagement (engagement)
R: Beziehungen (relationships)
M: Sinn (meaning)
A: Zielerreichung (accomplishment)

Das PERMA-Modell von Martin Seligman stellt DEN aktuellen konzeptuellen Rahmen dar, um die Elemente des menschlichen Wohlbefindens zu erfassen und zu beschreiben.

Positive Gefühle

Positive Gefühle (Unsere Wahrnehmung)

Unsere Wahrnehmung

Die identische Realität wird von unterschiedlichen Personen auf teilweise sehr unterschiedliche Art und Weise bewertet. Das hängt mit unserem Wahrnehmungsfilter und unserer Bewertung zusammen.

So kann dieselbe Situation bei einem gute und bei einer anderen Person schlechte Gefühle auslösen.

Die hier gezeigte Illustration zeigt mögliche Reaktion auf eine Aussage basierend auf die Wahrnehmung, Prägung und Erfahrungen. Welche Emotion diese Aussage auslöst, hängt also nicht nur von der bloßen Aussage ab, sondern wie diese interpretiert wird.

Wahrnehmung und Gefühle

Die Funktion der Gefühle

Gefühle spiegeln die Komplexität des Menschseins wider. Man kann gleichzeitig positive als auch negative Gefühle empfinden. Bei einer Affektbilanz frägt man zu einer Begebenheit diese beiden Gefühlszustände ab.

Die Gefühle sind immer richtig und echt! Schließlich fühlt man sie ja. Gefühle sind Botschafter und wollen einem etwas sagen.

Negative Gefühle warnen uns vor Gefahren oder zeigen auf, dass es ein Problem gibt. Sie aktivieren unsere urmenschliche Kampf-oder-Flucht-Reaktion.

Nachfolgend finden Sie beispielhaft ein paar negative Gefühle mit möglichen Erläuterungen:

  • Traurigkeit: Dient dem Selbstschutz; ermöglicht den Rückzug aus verletzenden Situationen, sodass wir neue Kräfte sammeln können.
  • Angst: Unser Frühwarnsystem, das vor Gefahren und Bedrohungen warnt und Strategien anwendet, um Auswirkungen oder negativen Erlebnisse zu verhindern oder abschwächen.
  • Wut: Könnte ein moralisches Gefühl sein, das uns dazu anregt, einen Fehler oder ein Unrecht wiedergutzumachen. Oder Wut wird ausgelöst durch Frustration, Bedrohung oder einem Hindernis, welches unserem Bedürfnis entgegensteht.
  • Schuld: Ebenfalls ein moralisches Gefühl, das sich auf uns selbst bezieht, um ein besserer Mensch zu werden und Verantwortung zu übernehmen.

Negative Gefühle sind intensiver als positive. Sie dauern länger an, nehmen uns ein und können uns belasten. Negative Gefühle haben also auch ihre Funktion und bilden sozusagen den Kontrast, sodass Sie positive Erlebnisse auch wirklich wertschätzen können.

Positive Gefühle sind weniger stark und verflüchtigen sich stärker. Aber positive Gefühle bringen uns mehr als nur angenehme Empfindungen! Das sagt auch schon die Broaden-and-Built-Theorie.

Die Broaden-and-Built-Theorie

Die Broaden-and-Built-Theorie (nach Barbara Fredrickson) besagt, dass positive Emotionen

a) unsere Wahrnehmung erweitern (broaden) und
b) unsere Ressourcen aufbauen (built).

Positive Gefühle erweitern den Horizont

Positive Gefühle erweitern unser Gedanken- und Handlungsrepertoire:

  • Freude: Wenn man sich freudig oder inspiriert fühlt, ist man eher geneigt, kreative Lösungen für Probleme zu finden oder neue Ideen zu entwickeln.
  • Interesse: Eine Person, die sich glücklich oder zufrieden fühlt, ist eher interessiert daran, neue Erfahrungen zu machen: Das Ausprobieren eines neuen Hobbies oder das Lernen einer neuen Fähigkeit.
  • Anpassungsfähigkeit: Ein Gefühl der Zuversicht kann jemanden dazu veranlassen, flexibler auf Veränderungen zu reagieren und sich besser an neue Umstände anzupassen.

Positive Gefühle bauen Ressourcen auf

Und damit bauen wir unsere psychischen, geistigen, sozialen und körperlichen Ressourcen auf, aus denen wir in schlechten Zeiten schöpfen können.

Positive Emotionen ermöglichen, dass wir Neues ausprobieren, interessiert und kreativ sind und dabei unsere Fähigkeiten ausbauen und unsere Ressourcen aufbauen.

Der Baukasten für Positivität

Wie kann man positive Gefühle nun fördern?

Hier habe ich verschiedene Vorschläge! Mit Blick auf einen Zeitstrahl könnte man folgende Unterteilung vornehmen:

  • Positiver Umgang mit der Vergangenheit: Dankbarkeit, Vergebung
  • Positiver, achtsamer Umgang im Hier und Jetzt: Kontakt zu lieben Menschen aufnehmen und pflegen, nette Gesten, Achtsamkeitsmeditation, körperliche Bewegung
  • Positiver Blick in die Zukunft: Visualisierung einer positiven Zukunft

Engagement

Engagement

Das “E” für “Engagement” bezieht sich auf das vertiefte Eintauchen in Aktivitäten, wodurch man die Zeit vergisst und völlig in das konzentriert ist, was man tut.

Dieses Phänomen wird oft als “Flow” bezeichnet, ein Begriff, der vom Psychologen Mihaly Csikszentmihalyi geprägt wurde.

Flow

Wenn Menschen einen Flow-Zustand erleben, sind sie völlig in der Aktivität eingetaucht und sind oft so konzentriert, dass sie alles um sich herum vergessen.

Engagement und Flow

Engagement in diesem Kontext bedeutet also nicht nur Beteiligung oder Interesse an einer Aktivität, sondern das völlige Aufgehen darin.

In Seligmans PERMA-Modell ist das Erleben solcher Flow-Zustände ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Wohlbefindens. Es zeigt, wie wichtig es ist, Aktivitäten zu finden und zu pflegen, in denen man völlig eintauchen kann, um ein gutes Leben zu führen.

Flow ist ein tiefes Gefühl von Freude, das oft erst nach der Aktivität erlebt wird. Es scheint uns, dass wir durch unsere Tätigkeit im Flow etwas Lohnendes gemacht haben. Möglicherweise hat es uns weitergebracht, noch erfahrener in dem zu werden, was wir ohnehin schon kennen und können.

Raus aus dem Gedankenkarussel

Negative Gedanken können belastend sein und können uns daran hindern, proaktiv zu handeln. Das ständige Wiederholen der gleichen Probleme in unserem Kopf bringt ja oft keine Lösungen. Vielmehr kann uns das kontinuierliche Grübeln in einer Spirale negativer Gedanken gefangen halten.

Raus aus dem Gedankenkarussel

Auch manche Glaubenssätze können uns in diesem Gedankenkarussel festhalten. Dabei spiegeln Glaubenssätze ja nicht unbedingt die objektive Realität wider. Sie sind oft das Produkt von früheren Erfahrungen oder Erziehung und können geändert werden, wenn man erkennt, dass sie nicht länger dienlich sind!

Desweiteren sollte man das, was geschehen ist und nicht geändert werden kann, akzeptieren. Akzeptanz und Loslassen können zu Gelassenheit und Zufriedenheit führen.

Anstatt über die Vergangenheit zu grübeln, sollte man reflektieren, welche aktuellen Bedürfnisse nicht erfüllt sind und wie man sie in der Gegenwart erfüllen kann. Welches unerfüllte Bedürfnis löst mein Grübeln also letztlich aus? Es gilt also ein Bewusstsein für unerfüllte Bedürfnisse zu schaffen.

Positive Beziehungen

Positive Beziehungen

Positive und unterstützende Beziehungen zu anderen Menschen sind ein zentraler Bestandteil des menschlichen Wohlbefindens. Menschen sind soziale Wesen: Sich geliebt, unterstützt und verstanden zu fühlen, trägt zur Steigerung des Wohlbefindens bei.

Dies schließt nicht nur romantische Beziehungen ein, sondern auch Freundschaften, familiäre Beziehungen und Beziehungen zu Kollegen oder anderen Gruppen.

Positive Erlebnisse miteinander teilen

Gerne kann man seine positiven Erlebnisse auch mit lieben Mitmenschen teilen. Das intensiviert die Beziehung und hat außerdem einen tollen Nebeneffekt! Das Erzählen von guten Dingen wird auch „Kapitalisierung“ genannt. Durch das Erzählen werden das Glücksgefühl und die Zufriedenheit – die positiven Gefühle – noch weiter verstärkt! Und wenn man durch das Erzählen vom Zuhörer dann noch eine enthusiastische und positive Reaktion erhält, kann diese Kapitalisierung noch maximiert werden.

Positivitätserlebnis

Positivitätserlebnis

Kennen Sie das Positivitätsverhältnis?

In Beziehungen hat die Psychologin Dr. Barbara Fredrickson zusammen mit Mathematiker Marcial Losada, herausgefunden, dass ein bestimmtes Verhältnis von positiven zu negativen Interaktionen wichtig ist, um die Stabilität und das Wohlbefinden der Beziehung zu erhalten.

Für Paarbeziehungen gilt: Stabile, glückliche Paare haben etwa fünf positive Interaktionen für jede negative Interaktion.

Hilfsbereitschaft

Und das kennen wir alle! Wir helfen jemanden aus freier Entscheidung und ohne eine Gegenleistung zu erwarten und danach geht es nicht nur dem Empfänger gut, sondern auch uns selbst.

Sinn

Sinn

Im PERMA-Modell von Martin Seligman steht das “M” für “Meaning”, was auf Deutsch “Sinn” oder “Bedeutung” meint.

Eine individuelle Angelegenheit

Was ist der Sinn in Ihrem Leben? Wofür lohnt es sich für Sie jeden Tag in der Früh aufzustehen?

Tatsächlich ist die Frage nach dem Sinn des Lebens eine sehr individuelle! Was für den einen eine große Sinnerfüllung darstellt, mag für den anderen völlig nebensächlich, unwichtig oder eben sinnlos sein.

Und natürlich darf zum Lebenssinn auch Freude, Vergnügen und Wohlbefinden gehören.

Es gibt Tätigkeiten, die Sinn machen, mir aber im Moment weniger Freude bereiten. Und natürlich gibt es auch Tätigkeiten, die einfach nur Spaß machen und nicht im größeren (Sinn-)Kontext stehen.

Die notwendige Hausarbeit würde ich auf der Skale Sinn/Erfüllung auch nicht besonders hoch einschätzen und sie macht mir auch nicht außerordentlich Spaß. Da beiße ich mich einfach durch.

Unser Leben besteht also nicht ausschließlich aus sinnvollen Tätigkeiten und trotzdem könnte es sinnvoll sein, sich über seine Lebensquadranten im Klaren zu sein.

Man könnte zwei Achsen aufziehen und die daraus entstehenden Quadranten wie in gezeigter Grafik beschreiben: Das aufopfernde Leben, das oberflächliche Leben, das harte Leben und das ideale Leben.

Sinn vs. Freude im Leben

Sinn im Beruf bzw. in der Berufung

Menschen die für sich sinnvolle Aufgaben oder Projekte verfolgen oder sich entsprechend mit diesen identifizieren, berichten über ein höheres Wohlbefinden.

Manchen Berufsgruppen wird die Notwendigkeit einer „Berufung“ zugeordnet, z.B. Priestern oder Ärzten. Aber eigentlich kann jeder Beruf auch eine Berufung sein! Wenn man seine Verantwortung wahrnimmt, seinen Beitrag dazu leistet, dann kann das letztlich sehr sinnstiftend sein.

Reflexionen zum Sinn des Lebens

Zurück zur Frage von vorhin: Was ist der Sinn in Ihrem Leben?

Vielleicht fällt Ihnen schon bei der Ergänzung folgenden Satzanfangs das ein oder andere ein: „Mein Leben ist sinnvoll, wenn …“

Oder Sie versetzen sich in Ihr älteres Ich. Sie halten eine Rede an Ihrem 80. Geburtstag. Was werden Ihre Geburtstagsgäste hören, auf was Sie besonders stolz sind, was Ihnen immer wichtig war, was Ihnen im Leben Sinn gegeben hat?

Eventuell wollen Sie diese Reflexion nach dem Sinn des Lebens besser analytisch angehen. Wie würden Sie regelmäßigen Aufgaben und Tätigkeiten jeweils bewerten: Eher sinnlos (was nicht negativ sein muss) oder eher sinnvoll?

Erfolg

Erfolg

Wohlbefinden durch Erreichen von Zielen

Dieser Aspekt des PERMA-Modells bezieht sich auf das Erreichen von Zielen, das Überwinden von Hindernissen und das Gefühl von Kompetenz in verschiedenen Lebensbereichen.

Dabei geht es nicht nur um objektive Erfolge. Allein das Streben nach einem Ziel kann tiefe Zufriedenheit und ein Gefühl der Selbstwirksamkeit bieten. Selbst wenn man nicht immer erfolgreich ist, kann das bloße Streben das Gefühl von Wohlbefinden steigern.

Egal ob es darum geht, berufliche Meilensteine zu erreichen, persönliche Bestleistungen im Sport zu bringen oder künstlerische Projekte zu vollenden – das Streben nach einem Ziel und das Erleben von Erfolg trägt wesentlich zum menschlichen Wohlbefinden bei.

Die hier gemeinten Ziele sollen wie folgt sein:

  • Intrinsisch motiviert: Diese machen uns mehr Freude und tragen zur Lebenszufriedenheit bei.
  • Authentisch: Diese Ziele passen zu unseren Werten und unserer Persönlichkeit.
  • Annäherungsziele (anstatt Vermeidungsziele): Ziele, die auf etwas Positives ausgelegt sind (anstatt Unangenehmen zu vermeiden) sind motivierender.
  • Harmonisch ohne Widersprüche: Manche Ziele beißen sich mit anderen Zielen oder Verpflichtungen. Möchte man a) nebenberuflich Studieren, b) am Wochenende seinem Hobby nachgehen und c) viel Zeit mit der Familie verbringen, dann sind das drei Ziele, die allesamt nur schwer unter einen Hut zu bekommen sind.
  • Auf Aktivitäten ausgerichtete Ziele: Sich mit seinem Hobby zu beschäftigen oder regelmäßig „Quality Time“ mit seiner Familie zu verbringen sind auf Aktivitäten ausgerichtete Ziele, die eher glücklich machen als auf Umstände ausgerichtete Ziele. Umstände zu verbessern, wie durch einen leistungsstärkeres TV-Gerät oder eine noch größere Wohnung laufen im Gegensatz dazu Gefahr eine hedonistische Anpassung zu erfahren.

Mehr zum Thema Ziele können Sie im Blogbeitrag „Ziele“ nachlesen: https://coaching-gebel.de/ziele/

Optimistische Menschen sind glücklicher und leben länger

Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass optimistische Menschen u.a. weniger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden und insgesamt eine höhere Lebenserwartung haben. Und auch beim Thema Resilienz ist Optimismus eine wichtige Säule.

Kann Optimismus gelernt werden?

Von Martin Seligman kommt das Konzept des „erlernten Optimismus“. Hierin stellt er das ABCDE-Modell vor, das pessimistisches Denken identifiziert und letztlich zum Positiven, also zu einer hoffnungsvolleren Sichtweise, verändern soll.

Das ABCDE-Modell besteht aus fünf Schritten:

A – Adversity (Ausgesetztsein): Zunächst gilt es den pessimistischen Gedanken, dem man ausgesetzt zu sein scheint, wahrzunehmen.

B – Beliefs (Überzeugung, Befund): Hier werden die Überzeugungen und Gedanken identifiziert, die in Reaktion auf die Widrigkeit auftreten. In dieser Phase katastrophiert man eventuell auch und malt sich den Teufel an die Wand.

C – Consequences (Konsequenzen): Was macht A und B aus uns? Welche emotionalen Reaktionen (z.B. Angst), körperlichen Zustände (Wut, Bauchweh, …) oder Handlungen löst das aus?

D – Disputation (Widerlegung): Hier werden die negativen oder pessimistischen Überzeugungen hinterfragt. Mal so objektiv wie möglich: Gibt es Beweise für die negative Situation? Hat man in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen nicht auch schon Positives erlebt? Gibt es alternative, positivere Wege, die Situation zu betrachten?

E – Energization (Energiegewinnung): Wenn die negativen Überzeugungen widerlegt sind, spürt man ein Gefühl der Erleichterung. Dieser Schritt ist das Ergebnis der erfolgreichen Widerlegung und der Entwicklung einer positiveren Sichtweise.

Zusammenfassung

Wenn wir viele positive Emotionen haben, dann ist das ein angenehmes Leben. Wenn man seine Stärken einsetzt und oft im Flow ist, dann ist das ein gutes Leben. Wenn man seine Stärken in den Dienst von etwas Größerem setzt, dann ist das ein sinnvolles Leben.

Wenn man alle dieser drei Ebenen in sein Leben integrieren kann, dann hat man ein erfülltes Leben: Lustvoll, gehaltvoll und sinnvoll.

Das PERMA-Modell von Seligmann erweitert diesen Ansatz noch um die Dimensionen Positive Beziehungen und Erfolg. Es stellt DEN aktuellen konzeptuellen Rahmen dar, um die Elemente des menschlichen Wohlbefindens zu erfassen und zu beschreiben.

Abschluss mit Video

Referenzdokumente:
Nobert Heining, Glücksprinzipien, 2019, Springer Verlag
Miriam Akhtar, Mit Positiver Psychologie aus der Depression, 2019, Trias Verlag