Lösungs- und Ressourcenorientierung

Lösungs- und Ressourcenorientierung

Lösungs- und Ressourcenorientierung

„Probleme sind Gelegenheiten zu zeigen, was man kann“ (Duke Ellington)

Vielleicht haben Sie diesen Spruch auch schon auf irgendeiner Postkarte oder als Grafik im Pub gelesen. Für mich als systemischer Coach leite ich davon folgendes ab:

Im systemischen Coaching gehen wir davon aus, dass der Mensch die notwendigen Ressourcen zur Lösung des Problems und zur nachhaltigen Veränderung in sich trägt. Im Coaching gilt es diese Ressourcen zu entdecken, zu aktivieren und sinnvoll einzusetzen.

Der Fokus im systemischen Coaching liegt also darauf, den Coachee mit ressourcen- und lösungsorientierten Ansätzen zu unterstützen.

Was ist eine Ressource?

Ressourcen

„Ressource“ bedeutet (aus dem Lateinischen ‚resurgere‘ (hervorquellen) abgeleitet) „Mittel“ oder „Quelle“. Es beschreibt also alle materiellen und immateriellen Güter, die einen Prozess unterstützen und letztlich zum Erfolg führen.

Unsere Ressourcen können als Kraftquellen darstellen: Ein innerer Treibstoff, der uns antreibt und uns bei jeglicher Veränderung (auch durch schwierige Abschnitte) erfolgreich zum Ziel bringt.

Aber auch uns wohlgestimmte Personen und Organisationen können Ressourcen sein, von denen wir Impulse oder Unterstützung erhalten.

Arten von Ressourcen

Wenn wir im Coaching von Ressourcen sprechen, können wir also unterschiedliche Arten von Ressourcen meinen. In diesem Abschnitt werden diese Arten kurz vorgestellt.

Persönliche Ressourcen samt Erfahrungen

Hier ist der Mensch mit seinen persönlichen Ressourcen und seinen Erfahrungen gemeint.

  • Interessen
  • Fähigkeiten (geistig, emotional, praktisch)
  • Charaktereigenschaften
  • Innere Einstellung, Haltung, (Werte), … was uns wichtig ist
  • Kompetenzen, Skills
  • Qualifikationen
  • Neigungen, Begabungen, Talente
  • Erfahrungen
  • Bildung, Wissen, Qualifikation, Kenntnisse
  • Körperliche Konstitution

Soziale Ressourcen

Hier sind Mitmenschen sowie Organisationen gemeint.

  • Familie
  • Verwandtschaft
  • Bekannte
  • Kontakte im beruflichen Umfeld
  • Ehrenamt
  • Schule/Bildungsstätten
  • Vereine

Materielle Ressourcen

  • Computer
  • Auto
  • Buch
  • Weitere Dinge als Mittel zum Zweck

Bewusstwerden und Aktivieren von Ressourcen

Ein wichtiger Teil des Coaching-Prozesses ist es, vorhandene Ressourcen zu identifizieren, bewusst zu machen und diese für die Zielerreichung sinnvoll einzusetzen.

Schritt 1: Bewusstwerden von (v.a. persönlichen) Ressourcen

Buntes Gesicht

Die größte Unbekannte im möglichen Ressourcenfeld stellt meiner Erfahrung nach, die der persönlichen Ressourcen dar.

Dabei geben gerade unsere persönlichen Ressourcen uns von innen heraus den größten Antrieb und können bei Veränderungsprozessen den entscheidenden Faktor darstellen.

Häufig sind uns diese Ressourcen aber nicht bewusst und werden daher nicht effektiv eingesetzt. Aber nur auf Ressourcen, die uns bewusst sind, kann der Mensch im jeweiligen Bedarfsfall besser zugreifen und diese sinnvoll einsetzen.

Schritt 2: Aktivieren bewusstgewordener Ressourcen

Hammer und Ei

Wenn wir uns eine herausfordernde Situation in der Vergangenheit rückblickend ansehen und uns fragen:

Wie habe ich mich verhalten? Und: Wie hätte ich mich vielleicht besser verhalten?

Dann könnten sich folgende Fragen anschließen: Warum sind wir in dieser Situation in alte Muster verfallen? Was war der Auslöser? Was hat uns „getriggert“?

Wenn wir erkennen, welche bewusste Ressource wir für die jeweilige Situation benötigen, können wir bewusst anders reagieren.

Bei der Ressourcenaktivierung im Coaching ist das Ziel, beim Klienten bereits vorhandene Ressourcen zunächst bewusst werden zu lassen und dann unterstützend in den Entwicklungs- oder Veränderungsprozess einzubringen. Ressourcenaktivierung dient damit letztlich dem Selbstmanagement.

Schritt 3 (to be considered!): Der Verstand und das Unbewusste

Der Verstand und das Unbewusste

Kennen Sie das? Sie setzen sich ein Ziel, kommen dann aber einfach nicht ins Tun?

Am Anfang jedes Coaching-Prozesses steht auch immer die Zielformulierung. Aber: Sich Ziele zu setzen, dann aber nicht ins Handeln zu kommen, nützt nichts!

Wenn wir eine Veränderung wollen oder Veränderungs-muster ändern möchten, dann sind nüchterne Gedanken darüber oft zu wenig. Obwohl der Verstand vielleicht klar das richtige Verhalten kommunizieren würde, benötigt es für eine nachhaltige Veränderung ein synchronisiertes Vorgehen mit dem Unbewussten.

In uns können wir uns zwei „Systeme“ vorstellen. Unsere zwei Systeme arbeiten leider ganz unterschiedlich. Da haben wir:

  • Den Verstand
  • Das Unbewusste (unser emotionales Erfahrungsgedächtnis)

Der Verstand bewertet nach diesen Fragen:

  • Ist es logisch?
  • Ist es vernünftig?
  • Ist es sachlich richtig/falsch?

Das Unbewusste – unser emotionales Erfahrungsgedächtnis – frägt:

  • Ist es angenehm?
  • Habe ich Lust?
  • Mag ich das?

Für eine nachhaltige Veränderung müssen sich diese beiden Systeme synchronisieren. Der Schlüssel ist also, auch das Unbewusste mit zu betrachten, damit wir das Ziel mittels unserer persönlichen Ressourcen auch wirklich erreichen.

Das Unbewusste kommuniziert über Bilder und Gefühle, nicht über die Sprache. Und der Verstand setzt erst im zweiten Schritt ein. Alles was demnach Bilder und Gefühle anspricht, kann letztlich unser Unterbewusstsein noch besser aktivieren und Ressourcen eher zum Vorschein bringen.

Die Literatur sowie das Internet beschreiben eine Vielzahl von Methoden und Tools zur Ressourcenaktivierung für die verschiedenen Herausforderungen und Veränderungs-vorhaben. Im Folgenden finden Sie eine Auswahl meiner Favoriten.

  •  

Methoden und Tools zur Ressourcenaktivierung

Wie können Ressourcen aktiviert werden?

Unsere persönlichen Ressourcen als unser intrinsischer Motivator sind dabei im Fokus!

Die Frage lautet daher: Wie können wir uns unseren persönlichen Ressourcen bewusst machen, um diese dann im Entwicklungs- und Veränderungsprozess sinnvoll einzusetzen?

Die Grundhaltung: Lösungsorientierung anstatt Problem Trance

Die „Basics“ für eine gesunde Haltung und einer erfolgreichen Suche und Aktivierung von Ressourcen ist raus aus dem Tunnel eines Problems zu kommen.

Wir richten unseren Blick also weg vom Problem und hin zu unseren guten und erfolgreichen Momenten, unseren Stärken. Das schenkt uns Kraft und Zuversicht und uns fallen eher Lösungen ein. Dort werden wir auch unsere Ressourcen „live“ und „in action“ wiederfinden!

Gezielte ressourcenorientierte Fragen

Gezielte Fragen im Aktivierungsprozess können den Klienten anregen, die eigenen Gedanken, Gewohnheiten, Handlungen, Stärken und Ressourcen aus einer neutralen Sicht zu erkennen, zu beobachten und zu analysieren.

Manchmal reicht das schon aus, einen inneren Dialog anzustoßen und versteckte Ressourcen wieder bewusst werden zu lassen.

Das Einstiegsszenario könnte folgende Fragen beinhalten: Was können Sie besonders gut? Worin sind Sie vielleicht sogar Experte?

Daran könnten sich folgende Fragen anschließen:

·       Wie haben Sie das geschafft?

·       Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

·       Wer oder was hat Ihnen dabei geholfen?

·       Welche Kompetenz oder Fähigkeit würden Sie sich wünschen?

·       Woran würden andere merken, dass Sie diese Fähigkeit haben?

Arbeit mit Metaphern

Arbeit mit Metaphern

Metaphern können im Coaching sehr wirkungsvoll sein, da sie gerade nicht direkt auf das Anliegen oder Problem des Coachees fokussieren, sondern in einem verfremdeten Kontext skizziert sind. Damit ergibt sich mehr kreativer Freiraum und Interpretation.

Nehmen wir das Bild eines Schlüsseldienstes.

Ja, die Türe ist zugezogen; auf jeden Fall für uns verschlossen. Nun hadern wir nicht lange und sehen nur auf die verschlossene Tür. Vielmehr überlegen wir, welche Schlüssel uns freie Bahn verschaffen können. Welche Möglichkeiten (Ressourcen) haben wir?

Arbeit mit Bildkarten

Arbeit mit Bildkarten

Über Bildkarten gelingt ein intuitiver Zugang zum eigenen Erleben.

Wir wählen nur das Bild, das ein besonders starkes und positives Gefühl in uns auslöst. Dabei müssen wir gar nicht wissen, warum wir dieses Bild jetzt gerade so gut finden. Es gilt hier impulsartig vorzugehen: Also das Unbewusste entscheidet, nicht der Verstand.

Aus dem Bild kann dann über Ressourcen reflektiert werden. Das Bild kann also eine Art Übersetzungshilfe für das Unbewusste darstellen (Stichwort ‚somantische Marker‘).

Dieser offene, kreative Prozess lässt also vielmehr das Unbewusste sprechen, anstatt rational lange und verbissen über Ressourcen zu sinnieren.

Und durch Durchmischen der Bildkarten entstehen immer wieder neue Konstellationen und damit Impulse und neue Perspektiven.

Storytelling

Storytelling

Eine hervorragende Methode zur Analyse von Fähigkeiten (und damit Ressourcen) sind Erfolgsgeschichten.

Hier darf der Klient z.B. seine Erfolgsgeschichte erzählen: Ein gut umgesetztes Projekt oder positive Erlebnisse im Familienkreis oder Verein, die man als Story wiedergeben kann.

Dort wird sehr gut deutlich, dass wir Menschen gar nicht anders können, als unsere besten Fähigkeiten einzusetzen, um letztlich zum Erfolg zu kommen! Erfolgsgeschichten können daher zum Erkennen eines Pools an Fertigkeiten und letztlich zur Analyse von Kernkompetenzen herangezogen werden. Diese (drei) Erfolgsgeschichten sind vom Coachee im Vorfeld vorzubereiten und zur Coaching-Sitzung mitzubringen. Dort liest er die Geschichten vor.

Auch eine „Heldenreise“ mit folgenden Elementen der Story ist denkbar:

  • Ein Problem
  • Ein Held
  • Ein Gegner (der das Problem noch schlimmer werden lässt)
  • Eine Krise
  • Das Happy End

Mittels Erfolgs- oder Heldengeschichten, die vom Coachee in einer Coaching-Session vorgetragen wird, können dann Ressourcen abgeleitet werden. Bei der Analyse der Geschichte stellt man sich die Fragen:

Was ist leicht gefallen?

Welche Ressourcen wurden zur Zielerreichung eingesetzt?

Reframing

Reframing

Reframing bedeutet etwas in einen anderen Rahmen, einen anderen Kontext zu stellen, um mit diesem Bedeutungs- oder Perspektivenwechsel einen Wandel im Erleben zu bewirken.

Damit wird auch klargestellt, dass ein Verhalten in einer Situation negativ, in einer anderen Situation absolut sinnvoll und nachvollziehbar sein kann. Hier sprechen wir vom Kontext-Reframing.

Und ob etwas gut oder schlecht ist, kann letztlich auch eine Frage der individuellen Bedeutung sein. Ist das Glas nun halb leer oder halb voll? Hier sprechen wir von Bedeutungs-Reframing.

Wer kennt von Ihnen Pinocchio? Natürlich sollte er nicht lügen. Wenn er es doch tat, wuchs ihm die Nase lang. Als er einmal vom Wal verschluckt wurde, half ihm sein Lügen zur Flucht, weil die lange Nase ihm das Maul aufgehalten hatte.

Erinnerungshilfen

Und wie können (wieder-)entdeckte Ressourcen auch möglichst im Bewusstsein und abrufbar bleiben?

Ressourcenanker:

Bilder, Gegenstände oder Symbole können einem im täglichen Tun an die mittlerweile entdeckten Ressourcen erinnern.

Dabei ist sorgsam auszuwählen, wo diese Erinnerungshilfen einem „präsent“ werden.

Letztlich ist es wichtig, sich seiner Ressourcen auch im täglichen Trubel immer wieder bewusst zu machen.

Zusammenfassung

Obwohl die Ressourcen prinzipiell bereits im Coachee schlummern, kann der Aktivierungsprozess einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Rahmen von Coaching kann dieser Transport vom Unterbewusstsein ins Bewusstsein aber gezielt angestoßen werden und zudem nachhaltig gefördert werden.

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