Gute Entscheidungen treffen

Gute Entscheidungen treffen

Gute Entscheidungen treffen

Jeden Tag müssen wir unzählige Entscheidungen treffen. Die meisten davon erledigen wir unbewusst und ohne groß darüber nachzudenken. Aber manche Entscheidungen sind von größerer Bedeutung und zwingen uns zum Innehalten und tiefen Nachdenken. Diese Situationen konfrontieren uns oft mit einer Fülle von Möglichkeiten, jeder mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen, unterschiedlichen Konsequenzen und potenziellen Nebenwirkungen.

Es stellt sich die Frage: Wie behält man in diesem Chaos einen kühlen Kopf und trifft die richtige Entscheidung?

In diesem Blogbeitrag beleuchte ich folgende Punkte:

  • Die Hauptfaktoren, die unsere Entscheidungen beeinflussen.
  • Welche Störfaktoren es gibt und wie wir mit ihnen umgehen können.
  • Die Bedeutung, Entscheidungen aktiv anzugehen, statt sie aufzuschieben.
  • Warum man manchmal Schwierigkeiten bei Entscheidungen hat.
  • Verschiedene Entscheidungsstile und wann man sie einsetzen sollte.

Der Einfluss täglicher Entscheidungen auf unser Leben

Wer die Wahl hat, hat die Qual

Wer die Wahl hat

Die Freiheit zu wählen ist etwas, das die meisten von uns schätzen. Es gibt uns das Gefühl von Autonomie und Selbstbestimmtheit. Doch diese Freiheit kann zuweilen auch überwältigend sein.

Untersuchungen zufolge treffen wir täglich zwischen 20.000 bis 100.000 Entscheidungen, meist ohne es zu merken. Das passiert quasi im Sekundentakt! Von der Wahl, welches Frühstückscerealien wir essen möchten, bis hin zu größeren Lebensentscheidungen.

Aber mit jeder Entscheidung, die wir treffen, wählen wir nicht nur eine Option, sondern entscheiden uns gleichzeitig gegen viele andere. Hier zeigt sich das Paradoxon der Wahl: Während die Freiheit zu wählen uns ermächtigt, kann sie uns auch belasten und den Entscheidungsprozess kompliziert machen. Denn eine Entscheidung für das eine bedeutet immer auch den Verzicht auf manch anderes.

Es ist also kein Wunder, dass wir oft das Gefühl haben, von den unzähligen Möglichkeiten überfordert zu sein. Doch obwohl Entscheidungen manchmal schwerfallen, bleibt es ein zentrales menschliches Bedürfnis, selbst entscheiden zu können.

Entscheidungsfreiheit als menschliches Grundbedürfnis

Unsere heutige Welt bietet uns eine Fülle von Entscheidungsmöglichkeiten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen viele Lebensentscheidungen z.B. stark durch familiäre Erwartungen beeinflusst wurden, genießen wir heute einen größeren Handlungsspielraum. Dies reicht von bedeutenden Entscheidungen wie der Wahl des Studiums, der Berufswahl oder des Lebenspartners bis hin zu alltäglichen Entscheidungen, wie zum Beispiel, ob man einen Beitrag in den sozialen Medien teilen sollte oder nicht.

Diese Freiheit, selbst zu entscheiden, was man tut oder lässt, ist ein Zeichen unseres menschlichen Fortschritts, aber sie bringt auch neue Herausforderungen mit sich.

Das Grundbedürfnis nach Kontrolle und Entscheidungsfreiheit teilen alle Menschen, doch nicht im gleichen Umfang: Vielmehr hat auch der kulturelle Hintergrund Einfluss darauf.

In individualistischen Gesellschaften legt man mehr Wert darauf, dass sich der Einzelne entfalten und seine individuellen Bedürfnisse verwirklichen kann. Dagegen betonen kollektivistische Kulturen den Zusammenhalt der Gemeinschaft und setzen die Bedürfnisse des Einzelnen oft hinter das Wohl der Gruppe.

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Spiderman - Mit großer Macht kommt große Verantwortung

Mit großer Macht kommt große Verantwortung.
(Aus Spiderman, erster Band 😊)

Dabei ist Entscheidungsfreiheit nicht nur ein Privileg, sondern auch eine Verantwortung. Mit der Möglichkeit, unser Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, kommt die Aufgabe, weise und überlegt zu handeln – sowohl für das eigene Wohl als auch für das Wohl der Gemeinschaft.

Die Notwendigkeit eines Entscheidungskompasses

Entscheidungskompass

In der Welt von heute, in der wir ständig von einer Flut von Optionen und Entscheidungen überwältigt werden, scheint es sinnvoll zu sein, einen verlässlichen Kompass für die Wegfindung zu haben.

Dabei gibt es beim Treffen von Entscheidungen keine Einheitslösung, die in jeder Situation anwendbar ist. Jede Entscheidung birgt ihre eigene Dynamik, ihren eigenen Kontext und ihre eigenen Herausforderungen. Es gibt keine Garantie dafür, welche Entscheidung sich am Ende als die „richtige“ oder die „falsche“ herausstellt. Manchmal müssen wir den unvorhersehbaren Ergebnissen unseres Handelns ins Auge sehen und letztlich daraus lernen.

Und manchmal ist kühle Vernunft und rationales Denken angebracht. Ein anderes Mal sollte man eher auf die innere Intuition hören.

Und trotz all den Unsicherheiten gibt es durchaus Möglichkeiten, mit denen man beste Voraussetzungen für eine gute Entscheidung schaffen kann.

Die Faktoren im Entscheidungsprozess

Der beste Weg, die eigenen Entscheidungskompetenzen zu verbessern, ist, sich selbst besser kennenzulernen! Je besser man sich selbst, die eigene Denkweise, die eigenen Erfahrungen, Emotionen und Werte versteht, desto einfacher kann man die Entscheidungsprozesse reflektieren und gute Entscheidungen treffen.

Die Wirklichkeit und unsere Wahrnehmung

Wirklichkeit und Wahrnehmung

Achtung!

Aber nein … Der Wolfshund ist natürlich nicht echt, sondern nur eine gelungene Wandmalerei.

Unsere Wahrnehmung kann uns so manchmal in die Irre führen. Im Alltag verlassen wir uns stark auf unsere Wahrnehmung und unsere Fähigkeit, diese zu interpretieren. Diese Interpretation bildet die Grundlage für viele unserer Entscheidungen. Doch wie verlässlich ist diese Wahrnehmung wirklich?

Der erste Schritt, um bessere Entscheidungen zu treffen, liegt darin, sich der eigenen Denkweise bewusst zu werden.

Es mag überraschend klingen, aber die Mehrheit unserer Entscheidungen wird auf Basis von Instinkten getroffen. Nur ein Bruchteil basiert tatsächlich auf sorgfältigen, rationalen Überlegungen. Das bedeutet nicht, dass instinktive Entscheidungen immer falsch sind. Oft sind sie das Ergebnis jahrelanger Erfahrung und können uns gut dienen. Aber es ist wichtig zu erkennen, wann es angebracht ist, auf den Instinkt zu hören und wann es sinnvoll ist, einen Schritt zurückzutreten und die Situation rationaler zu betrachten.

In einer Welt, die sich ständig verändert und in der Informationen in Sekundenschnelle auf uns einströmen, ist es unerlässlich, sich der Lücke zwischen der objektiven Realität und unserer subjektiven Wahrnehmung bewusst zu werden. Nur so können wir fundierte Entscheidungen treffen, die uns und die uns umgebenden Menschen voranbringen.

Das menschliche Gehirn: Zwei Systeme

Laut Daniel Kahnemann operiert das menschliche Gehirn mit zwei Hauptsystemen: System 1 und System 2.

System 1 arbeitet schnell, automatisch und intuitiv. Es ist unser „Bauchgefühl“, das uns oft schnelle Antworten auf Alltagsfragen gibt. Es greift auf Erfahrungen zurück und reagiert impulsiv. Ein klarer Vorteil dieses Systems ist seine Effizienz: Es verarbeitet automatisch eine Fülle von Informationen und ermöglicht uns, mühelos durch den Alltag zu navigieren. Doch hier liegt auch seine Schwäche: System 1 ist anfällig für kognitive Verzerrungen, auch „Bias“ genannt.

System 2 repräsentiert unseren rationalen, bewussten Verstand. Dieses System ist langsamer, methodischer und erfordert aktive Anstrengung. Wenn wir Entscheidungen bewusst abwägen, Recherchen anstellen oder komplexe Aufgaben lösen, nutzen wir System 2.

Die menschlichen Denksysteme

In den meisten Fällen sind System 1 und 2 ein äußerst effizientes Team: System 1 ist immer aktiv und generiert – basierend auf Eindrücken, Absichten und Intuitionen – Vorschläge für System 2, welche diese evaluiert und falls nötig korrigiert. System 2 befindet sich standardmäßig im Ruhemodus und wird nur aktiv, wenn es notwendig ist.

Aber was passiert, wenn unsere Intuition in Konflikt mit der Logik gerät?

Beispiel Rauchen: Unsere Intuition (System 1) könnte uns sagen, dass eine Zigarette jetzt gut wäre, während unser rationales Denken (System 2) uns an die gesundheitlichen Risiken erinnert. Das Unterdrücken unserer Intuition kann kräftezehrend sein, aber in vielen Fällen ist es notwendig, um langfristig gute Entscheidungen zu treffen.

Die Schlüsselbotschaft: Obwohl beide Systeme ihre eigenen Vorzüge haben, ist es in kritischen Momenten entscheidend, sich der Arbeitsweise unseres Gehirns bewusst zu sein und ggf. einen Schritt zurückzutreten, um Entscheidungen reflektiert zu treffen.

Die vier menschlichen Faktoren

Die vier menschlichen Faktoren bei Entscheidungen

Beim Treffen einer Entscheidung werden wir hauptsächlich von vier menschlichen Faktoren beeinflusst:

  • Wissen und Erfahrung
  • Emotionen
  • Werte und Prinzipien
  • Andere Menschen

Wissen und Erfahrung

Wenn man eine Entscheidung trifft, greift man auf das Wissen und die Erfahrung zurück, die im Gedächtnis gespeichert sind. Man durchläuft unbewusst eine ganze Checkliste an Parametern.

  • Was weiß man über die Situation?
  • Welche Aspekte sind vergleichbar und welche nicht?
  • Welche Erkenntnisse aus der Vergangenheit sind relevant für die aktuelle Situation?

Wissen und Erfahrung erweitert letztlich die Entscheidungsmöglichkeiten.

Emotionen

Unsere Entscheidungen hängen stark von Emotionen ab.

Von Dan Ariely und Eduardo B. Andrade kommt das sogenannte „Heiß-Kalt“-Prinzip. Dieses beschreibt, wie momentane, starke Emotionen („heiße“ Zustände) unsere Entscheidungsprozesse verändern können, oft in einer Weise, die von unserem normalen („kalten“) Zustand abweicht. In einem ihrer Experimente beeinflusste beispielsweise der Zustand des physischen Schmerzes die Preiswahrnehmung und Kaufentscheidungen der Teilnehmer.

Es ist also wichtig, sich seinem Emotionszustand bei wichtigen Entscheidungen bewusst zu sein und bei einen „heißen“ Zustand eventuell einen Schritt zurückzutreten, anstatt die Entscheidung zu treffen.

Werte und Prinzipien

Werte und Prinzipien bilden einen Rahmen für den inneren Kompass. Sie helfen uns, konsistente Entscheidungen zu treffen, die mit unserem inneren Selbst und unseren Überzeugungen übereinstimmen. Mit festen Grundsätzen lassen sich leichter Prioritäten setzen und Entscheidungen treffen, die uns langfristig zufriedenstellen und nicht nur eine kurzfristige Lösung darstellen.

Außerdem fördern Werte und Prinzipien die Integrität und Authentizität einer Person. Wenn man Entscheidungen trifft, die mit den eigenen Werten im Einklang stehen, wird man sich auch selbstsicherer und zufriedener fühlen, weil man weiß, dass man authentisch gehandelt hat.

Werte und Prinzipien bieten eine solide Basis, auf der man aufbauen kann, besonders in Zeiten der Unsicherheit oder Ambivalenz.

Andere Menschen

Und auch unsere Mitmenschen haben einen erheblichen Einfluss auf unsere Entscheidungen, ohne dass wir uns dessen vollständig bewusst sind. Dieses Phänomen lässt sich mit sozialem Druck, Konformität oder dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit erklären.

Bewertungen und Ratings auf Websites sind hierfür ein hervorragendes Beispiel. Meinungen und Bewertungen anderer nehmen wir als sozialen Beweis und oftmals als fundierte Entscheidungsgrundlage.

Störfaktoren bei Entscheidungen

Es gibt viele Einflüsse auf die Entscheidungsfindung. Hierunter zählen auch kognitive Verzerrungen (auch „Bias“ genannt). Kognitive Verzerrungen sind systematische Muster von Abweichungen in der Denkweise, die zu ungenauen Urteilen und Entscheidungen führen können. Nachfolgend werden einige kognitive Verzerrungen erläutert, die die Entscheidungsfindung beeinflussen können.

Enger Blickwinkel

Wenn wir vor Entscheidungen stehen, sehen wir häufig nur eine begrenzte Auswahl von Möglichkeiten. Ja oder nein, entweder oder, dies oder das. Damit wird der Handlungsspielrum automatisch eingeschränkt und die Anzahl der Optionen reduziert.

Hier gilt: Lassen Sie mehr Optionen zu!

Pinnnadel

Beispiel: Zeit für was Neues?

Die Arbeit macht derzeit keinen Spaß mehr und jeden Tag schleppen Sie sich lustlos ins Büro. Alles deutet darauf hin, dass es so nicht weitergehen kann und Sie sich nach einem anderen Job umsehen müssen. Sie überlegen, ob Sie kündigen sollen!

Aber ist das die richtige Entscheidung?

Mmh. Vielleicht gibt es ja Möglichkeiten, welche die Situation verbessern, ohne dass direkt gekündigt werden muss. Eine berufliche Veränderung kann schließlich auch innerhalb eines Unternehmens und einer bestehenden Tätigkeit stattfinden. Im ersten Schritt wäre ja auch das Gespräch mit dem Vorgesetzten oder mit Kollegen denkbar! Dann lässt sich eruieren, welche Alternativen es gibt. Dadurch erweitert sich der Handlungsspielraum und man ist nicht nur auf die Entscheidung reduziert, ob man kündigen soll oder nicht.

Verlustaversion

Verlustaversion

Wir gewichten Verluste höher als Gewinne.

Das wirkt sich ach auf die Art und Weise aus, wie wir Entscheidungen treffen, denn beim Abwägen von Pro- und Kontra-Argumenten bewerten wir das Gegenargument stärker.

Hier gilt: Ändern der Perspektive!

Konzentriert man sich derzeit v.a. auf die negativen Folgen?
Man könnte sich selbst auch die hypothetische Frage stellen, wie man diese anstehende Entscheidung in x Monaten/Jahren bewerten würde.

Selbstüberschätzung

Selbstüberschätzung

Selbstüberschätzung ist praktisch das Gegenteil von Verlustaversion. Hier neigen die Menschen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und die Wahrscheinlichkeit positiver Ereignisse zu überschätzen, während sie die Wahrscheinlichkeit negativer Ereignisse unterschätzen.

Hier gilt: Sich darauf vorbereiten, falsch zu liegen!

Dies kann helfen, realistischere Erwartungen zu entwickeln und die Wahrscheinlichkeit unerwünschter Ergebnisse zu minimieren.

Kurzfristige Emotionen

Kurzfristige Emotionen

Wollen Sie sofort 4.000 € oder lieber 4.400 € in zwei Wochen?

Lassen Sie sich in Situationen wichtiger Entscheidungen lieber von Emotionen hinreißen oder behalten Sie einen ruhigen Kopf und nehmen sich die notwendige Zeit?

Hier gilt: Abstand (und Zeit) gewinnen, bevor man eine Entscheidung trifft.

Das hilft direkte emotionale Reaktionen abzufedern und die langfristigen Konsequenzen klarer zu sehen.

Bestätigungsfehler

Bestätigungsfehler

Informationen sammeln und Fakten abwägen, bevor man zu einer Entscheidung kommt? Das ist eine gute Herangehensweise, zeigt sich in der Praxis aber auch manchmal als fehleranfällig. Besonders dann, wenn nur solche Informationen ausgewählt werden, die die bereits existierende Meinung bestätigen und unsere Wunsch-Entscheidung bevorzugen!

Hier gilt: Sich seinem eigenen Verhalten bewusst zu werden bzw. die eigenen Annahmen hinterfragen.

Konkret: Annahmen testen, Entscheidung hinterfragen, bewusst Zeit nehmen um Informationen zu sammeln, die der eigenen Haltung (Wunsch) widersprechen.

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Beispiel: Wahl des nächsten Reiseziels

Angenommen, Sie bevorzugen Strandstadt X als Ihr Urlaubsziel. Sie suchen online nach Informationen, die Ihre Wahl bestätigen, wie positive Bewertungen und Bilder. Währenddessen neigen Sie dazu, negative Kommentare oder Rezensionen über Strandstadt X unbewusst zu übersehen oder abzutun. Dies geschieht aufgrund Ihrer bereits bestehenden Vorliebe für den Ort und ist ein Beispiel für den Bestätigungsfehler, bei dem Sie Informationen, die Ihre Meinung herausfordern könnten, ignorieren.

Heuristiken

Heuristiken

Heuristik bezeichnet das Vorgehen, mit eingeschränktem Wissen und wenig Zeitaufwand Entscheidungen zu treffen und Urteile zu fällen. Es sind mentale Abkürzungen, bei den Entscheidungen aufgrund von Mutmaßungen und lückenhaften Informationen getroffen werden. Entscheidungsprozesse können damit enorm beschleunigt werden, aber genau da liegt eben auf ihre Fehleranfälligkeit. Darüber hinaus rütteln auch noch andere manipulative Faktoren an der Entscheidungskompetenz, darunter Überzeugungstechniken oder verschiedene Varianten kognitiver Verzerrungen wie

  • Framing,
  • Priming,
  • Verfügbarkeitsheuristik oder
  • Repräsentativitätsheuristik.

Der Umgang mit Störfaktoren

Es gibt also viele Einflüsse auf die Entscheidungsfindung. Häufig liegt es daran, dass man unbewusst Informationen auffüllt, ersetzt oder besonders hervorhebt – das bildet die Basis von kognitiven Verzerrungen.

Wie kann man nun objektiver beurteilen und entscheiden?

  • Sich klarmachen, welche externen und internen Faktoren die Entscheidungsfindung beeinflussen
  • System 2 einsetzen, um Entscheidungen bewusst zu überprüfen und zu reflektieren
  • Sich über die Bias bewusst sein und sich (wenn möglich) enttarnen.

Entscheidungen angehen anstatt zu schieben

Fällt es Ihnen schwer, Entscheidungen zu treffen? Grübeln Sie lange, wechseln Sie ständig zwischen den verschiedenen Möglichkeiten hin und her? Oder trauen Sie sich erst gar nicht, eine Wahl zu treffen? In diesem Kapitel geht es darum unterschiedliche Entscheidungstypen/-stile zu kennenzulernen, welche strukturellen Ursachen zu chronischer Unentschlossenheit führen und wie man dagegen vorgehen kann.

Entscheidungsverschieberits

Während manche sich bei ihren Entscheidungen lediglich etwas schwertun, sind andere regelrecht handlungsunfähig, sobald sie eine Entscheidung treffen müssen: Sie zögern, hadern, zweifeln und am Ende bleibt noch immer die Unentschlossenheit. Und die kann sich zu einem echten Problem entwickeln.

Sich eine Entscheidung nicht leicht zu machen ist zunächst kein Grund zur Sorge. Doch wenn es häufig passiert und immer wieder dazu führt, dass Entscheidungen aufgeschoben werden und dadurch negative Konsequenzen entstehen, sollte man die eigenen Entscheidungsprozesse unter die Lupe nehmen.

Nachfolgend werden vier unterschiedliche Entscheidungsstile vorgestellt. Stecken Sie in einer Entscheidung fest? Dann wechseln Sie eventuell den Entscheidungsstil und finden Sie heraus, ob Sie mit diesem neuen Ansatz bessere Fortschritte machen!

Entscheidungsstile (nach Rowe und Mason)

Nach Alan J. Rowe und Richard O. Mason ist die Grundidee, dass sich Menschen bei der Entscheidungsfindung in zwei Aspekten unterscheiden:

  • Wir denken entweder rational oder intuitiv.
  • Wie ziehen entweder viele Alternativen in Betracht oder nur wenige.

Entscheidungsstile:

  • Analytisch
  • Direktiv
  • Konzeptionell
  • Verhaltensorientiert

Analytisch: Bei diesem Stil werden Entscheidungen auf der Grundlage sorgfältiger Analyse und Bewertung von Informationen getroffen. Der analytische Entscheider neigt dazu, objektive Daten und Fakten zu berücksichtigen und alle verfügbaren Optionen gründlich zu prüfen, bevor eine Wahl getroffen wird.

Direktiv: Hier werden Entscheidungen von einer einzelnen Person oder Führungskraft getroffen. Der direkte Entscheider gibt klare Anweisungen und erwartet, dass sie befolgt werden, ohne viel Beteiligung der Teammitglieder.

Konzeptionell: Der konzeptionelle Entscheider neigt dazu, kreative Lösungen zu bevorzugen und innovative Ideen zu entwickeln. Dieser Stil betont die Vision und strategisches Denken bei der Entscheidungsfindung.

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Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Produktmanager in einem Technologieunternehmen, und Sie stehen vor der Entscheidung, welche neuen Funktionen in Ihr nächstes Softwareprodukt aufgenommen werden sollen. Sie könnten den konzeptionellen Entscheidungsstil anwenden, indem Sie kreative Ideen generieren, eine langfristige Vision entwickeln und Innovationen fördern.

Verhaltensorientiert: Bei diesem Stil steht die Berücksichtigung der Interessen und Bedürfnisse der Teammitglieder im Vordergrund. Der verhaltensorientierte Entscheider versucht, die Teammitglieder in den Entscheidungsprozess einzubeziehen und legt Wert auf Zusammenarbeit und soziale Dynamik.

Der Umgang mit Zweifel kurz vor einer Entscheidung

Kurz vor einer Entscheidung und nun Zweifel: „Aber was, wenn …“ oder „Vielleicht doch eher …“

Grundsätzlich bilden Zweifel zwar einen zentralen Bestandteil der Entscheidungsfindung und dienen als wichtiger Kontrollmechanismus, aber sie können auch lähmend wirken und schädlich sein. Im besten Fall verhelfen sie uns zu einer differenzierten Betrachtungsweise und verhindern überhastete und blauäugige Entscheidungen. Im schlimmsten Fall blockieren oder verzögern sie den Entscheidungsprozess und führen dazu, dass wir unsicher werden und uns am Ende sogar falsch entscheiden.

Die Kunst ist es daher eine gesunde Mitte zu finden.

Dabei gibt es zwei häufige Ursachen, die bei der Entscheidungsfindung hemmen:

  • Das sind oft unentschlossene Menschen, die Entscheidungen vermeiden, weil sie ihre Komfortzone nicht verlassen können.
  • Oder es sind chronisch zweifelnde Menschen, die Angst davor haben, falsche Entscheidungen zu treffen.

Von der Last des Perfektionismus, niedrigem Selbstwert und Ängsten

Perfektionismus, niedriger Selbstwert und Ängste können Entscheidungsfähigkeiten beeinträchtigen.

  1. Stellen Sie sich Ihren Ängsten und Gedanken und arbeiten Sie selbst an sich.
  2. Versuchen Sie Schritt für Schritt Ihre Komfortzone zu erweitern!
  3. Seien Sie zu sich selbst freundlich und respektvoll: Behandeln Sie sich selbst so, wie Sie von einem guten Freund behandelt werden wollen.
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Maria kann sich nicht entscheiden, welches Studium sie absolvieren möchte. Sie interessiert sich für mehrere Studiengänge, hat aber enorme Angst davor, die falsche Wahl zu treffen.

Hier könnte helfen, sich vorstellen, was im schlimmsten Fall passieren könnte und wie sie damit umgehen würde.

Sich den Ängsten zu stellen ist häufig der beste Weg, um zu erkennen, dass diese entweder unbegründet oder in ihrer Konsequenz gar nicht so dramatisch sind. Im nächsten Schritt könnte sie überlegen, wie sie mit dieser Situation umgehen würde. Das hilft dabei, irrationalen Ängsten mit rationalen Gedanken zu begegnen. Dadurch lassen sich auch scheinbar übermächtige Ängste bewältigen.

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Leas Eltern haben in ihrer Kindheit große Kontrolle auf sie und ihre Entscheidungen ausgeübt. Als Folge ist sie nun jedes Mal unsicher, wenn sie selbst vor einer Entscheidung steht. Oft wird sie dabei von der Verantwortung überwältigt und versucht, die Entscheidungen andere abzugeben oder sich an den Entscheidungen anderer zu orientieren.

Was kann Lea gegen dieses Problem tun?

Die Ursache für ihre Entscheidungsschwierigkeiten liegt in ihrem niedrigen Selbstwertgefühl. Wenn sie daran arbeitet, ihren Selbstwert und ihr Selbstvertrauen zu stärken, wird ihr das auch mehr Sicherheit bei ihren Entscheidungen geben.

Die Reduktion von Optionen hilft

Entscheidungen treffen – Lässt sich da was vereinfachen? Ja! Ein guter Anfang ist die Einführung von täglichen Gewohnheiten. Dadurch verringert sich nämlich die Anzahl von Entscheidungen.

Das kann bei standardisierten morgendlichen Routinen anfangen, über die Vereinfachung von Arbeits- oder Bürokleidung bis hin zu einer routinierten Mahlzeitenplanung!

Entscheidungen zu treffen kostet Energie. Tägliche Gewohnheiten können die Anzahl von Entscheidungen reduzieren.

Die Reduktion von Optionen hilft

Dass zu viel Optionen Menschen überfordern können, zeigt sich deutlich anhand der Ergebnisse einer Untersuchung von Sheena Iyengar und Mark Lepper. Hier wurde das Kaufverhalten anhand zweier Obststände verglichen.

Am ersten Obststand A wurden insgesamt 24 verschiedene Marmeladensorten angeboten. Dieser Stand zog etwa 600 Besucher an, führte jedoch nur zu 18 Verkäufen.

Der zweite Obststand – Obststand B – hatte hingegen nur sechs Marmeladensorten im Angebot. Überraschenderweise zog dieser Stand trotz des begrenzten Angebots etwa 400 Besucher an und verzeichnete beeindruckende 124 Verkäufe.

Den passenden Entscheidungsstil für den richtigen Moment

Manchmal muss man sich für eine Entscheidung Zeit nehmen und gründlich nachdenken. In anderen Situationen ist es dagegen einfach besser, wenn man der eigenen Intuition vertraut und spontan entscheidet. Doch wie weiß man, welche Strategie in welcher Situation die richtige ist?

Drei Arten von Entscheidungen (nach Dijksterhuis)

Ap Dijksterhuis argumentiert mit drei Arten von Entscheidungen:

  1. Sofortige Entscheidung: Spontan, intuitiv, kaum Zeit zum Nachdenken
  2. Unbewusstes Denken: Nutzen der verfügbaren, relevanten Informationen; ggf. nochmal drüber schlafen
  3. Bewusstes Denken: Sammeln und Analyse aller Informationen für eine bewusste, fundierte Entscheidung

Intuition als Erfahrungsschatz: Unsere Intuition ist mehr als nur ein Gefühl; sie basiert auf einer umfangreichen Sammlung von Erfahrungen und Lernprozessen aus unserer Vergangenheit. All diese Erfahrungen sind in unserem Gehirn gespeichert und können jederzeit ohne unser bewusstes Wissen abgerufen werden, um Entscheidungen zu treffen.

Bewusste Entscheidungen bei überschaubaren Informationen: Bewusste Entscheidungen funktionieren am besten, wenn die verfügbaren Informationen begrenzt und überschaubar sind. Wenn es relativ einfach ist, den Überblick zu behalten und die Informationen zu strukturieren, ist es ratsam, bewusste Entscheidungsprozesse zu nutzen.

Entscheidung auf Basis von unbewusstem Denken bei Informationsüberflutung: Wenn man hingegen mit einer Informationsflut konfrontiert ist und Schwierigkeiten hat, den Überblick zu behalten, ist es möglicherweise sinnvoller, einen Schritt zurückzutreten und auf sein Unterbewusstsein zu hören. In solchen Situationen kann das Unterbewusstsein bereits auf eine bestimmte Menge von gespeicherten Erfahrungen zurückgreifen und bei der Entscheidungsfindung unbewusst helfen, ohne dass alle Informationen bewusst verarbeitet werden.

Ein Entscheidungsbaum

Obige Ausführungen können auch in einem Entscheidungsbaum skizziert werden.

Entscheidungsbaum
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Dieser führt uns durch die Fragen, ob die Entscheidung überhaupt wichtig ist oder eher nicht, dem Hinweis auf mögliche Stolpersteine bei Entscheidungen sowie der Anzahl der Variablen, die eventuell Einfluss auf die Entscheidung haben. Je nachdem kann man sich dann eher intuitiv, unbewusst oder bewusst entscheiden.

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Beispiel: Samir arbeitet jetzt seit ein paar Wochen in einem Schuhgeschäft. Sein Vorgesetzter hat gerade Pause und Samir ist allein im Laden, als ein verärgerter Kunde hereinkommt und sich wütend über ein Paar gekaufte Schuhe beschwert. Samir ist überfordert und weiß nicht, wie er reagieren soll. Solche Verhaltensweisen kennt er nur aus deinem Privatleben, beruflich hat er noch nie mit wütenden Kunden zu tun.

Was ist der beste Weg für Samir, mit der Situation umzugehen?

In dieser Situation sollte er sich ganz bewusst mit seiner Reaktion auseinandersetzen. Samir hat keine Erfahrung mit dieser Situation, seine Intuition ist daher kaum zuverlässig. Auch die Tatsache, dass er überfordert ist, wird sich negativ auf seine Intuition auswirken. Die bessere Strategie wäre daher, impulsive Reaktionen zu vermeiden und sich stattdessen bewusst damit auseinandersetzen, welches Problem der Kunde hat und wie er ihm am besten dabei helfen kann. Zum Beispiel, indem er ihm anbiete, kurz zu warten, bis sein Vorgesetzter zurückkommt.

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Beispiel: Monika war jahrelang Verkaufsleiterin bei einem Küchenanbieter. Normalerweise erreicht sie alle ihre Verkaufsziele, aber diesen Monat wird es eng. Sie hat ein Kundenmeeting, bei dem es um viel Geld geht – genau das könnte sie diesen Monat über die Ziellinie bringen. Während des Meetings spürt Monika, dass der Kunde nicht anbeißt. Jetzt wäre der Moment, die Verkaufsstrategie zu wechseln, das hat in der Vergangenheit auch schon geklappt.

Kann sie ihrer Intuition vertrauen?

Monika hat viel Erfahrung in ihrem Beruf und kann die Situation gut einschätzen. Sie kann sich daher sicherlich gut auf ihre Intuition verlassen. Trotzdem sollte sie aufpassen, sich nicht zu sehr vom Erreichen ihrer Verkaufszeile beeinflussen zu lassen.

Aus Fehlentscheidungen lernen

Je älter man wird, desto wahrscheinlicher wird es, dann dass man Entscheidungen aus der Vergangenheit bereut. An schlechten Entscheidungen kann man zwar nur selten etwas ändern, aber Fehler aus der Vergangenheit können in der Gegenwart immerhin noch einen positiven Lerneffekt bieten.

Für viele Menschen stellt das Empfinden von Bedauern über eine getroffene Entscheidung eine negative Emotion dar. Dennoch kann es durchaus nützlich sein! Das Bedauern eröffnet die Möglichkeit zur Erkenntnisgewinnung aus vergangenen Erfahrungen.

Angenommen, eine Person entscheidet sich, ihren Job zu kündigen, und später stellt sich heraus, dass der neue Job nicht zufriedenstellend ist. In diesem Fall war die ursprüngliche Entscheidung problematisch. Das Empfinden von Bedauern erlaubt uns, rückblickend auf unsere Entscheidungen zu schauen und zu erkennen, wie wir es besser hätten machen können. Anstelle der Entscheidung X (Jobkündigung) wäre es möglicherweise klüger gewesen, Entscheidung Y zu treffen und den Job zu behalten. Diese Einsicht ist äußerst hilfreich. Bei zukünftigen ähnlichen Entscheidungen können wir auf diese frühere Erfahrung zurückblicken und Anpassungen vornehmen, um den Entscheidungsprozess zu verbessern. Das Empfinden von Bedauern fördert die Reflexion über unser Verhalten und kann dazu beitragen, bessere Entscheidungen zu treffen. Ohne diese negative Emotion wären wir möglicherweise nicht motiviert, auf unsere Entscheidungen und Handlungen zurückzublicken und daraus zu lernen.

Zusammenfassung

Entscheiden mit Stil: Sind Sie sich bei Ihren Entscheidungen unsicher und wechseln hin und her? Dann versuchen Sie es mit einem anderen Entscheidungsstil!

Zum Verzweifeln: Sie trauen sich nicht eine Entscheidung zu treffen, weil Sie Angst haben, dass Sie einen Fehler machen? Suchen Sie nach den Ursachen für Ihr Verhalten. Vielleicht ist es der Perfektionismus, ein niedriger Selbstwert oder andere Ängste, die dafür verantwortlich sind.

Zu viel des Guten: Wir werden ununterbrochen mit Wahlmöglichkeiten konfrontiert – doch das kann schnell zur Belastung werden. Reduzieren Sie die Entscheidungen in Ihrem Alltag und lernen Sie bewusst, damit umzugehen.

Welche Entscheidungsmethode verwenden wir für welche Situationen?

Wann vertrauen wir unserer Intuition, und wann nehmen wir uns Zeit für einen bewussten und reflektierten Entscheidungsprozess? Der vorgestellte Entscheidungsbaum kann hierbei eventuell hilfreich sein.

Eine allgemein gültige Antwort bezüglich adäquater Entscheidungsstil gibt es also nicht. Allerdings lässt sich eine allgemeine Faustregel aufstellen: Situationen, in denen man seiner Intuition vertrauen kann, sind immer Situationen, in denen man bereits Erfahrung gesammelt hat. Wenn man in einem Bereich z.B. mehrjährige Berufserfahrung hat, dann hat das eventuell ermöglicht, eine zuverlässige Intuition aufzubauen.

Abschluss mit Video

Jeden Tag müssen wir unzählige Entscheidungen treffen. Die meisten davon sind eher nicht so wichtig. Wir erledigen diese ohne groß nachzudenken und sehr schnell. Aber manchmal treffen wir auch voreilige Schlüsse. Da hätten wir uns wohl besser etwas mehr Zeit genommen!

Aber sehen wir doch mal verschiedene Entscheidungsszenarien an!

Beim Fußball überlegen Sie nicht lange, ob Sie passen, dribbeln oder schießen wollen. Sie entscheiden schnell und machen einfach! Sie treffen eine intuitive Entscheidung. Intuition kann aber tatsächlich auch ein geeigneter Entscheidungsstil sein, wenn genügend Erfahrung im entsprechenden Kontext vorhanden ist, die Situation also bekannt ist.

Ist die Entscheidung wichtig und kann auf keinen Erfahrungsschatz zurückgegriffen werden, gilt es auf jeden Fall auf Stolpersteine zu achten: Enger Blick (Framing), Verlustaversion, Selbstüberschätzung, kurzfristige Emotionen, Bestätigungsfehler, Heuristiken.

Und es ist auch wichtig, wie viele Variablen Einfluss auf die Entscheidung haben. Bei wenigen Variablen kann ich z.B. einfach eine Pro-Contra-Liste erstellen und nutze dann das bewusste Denken für die richtige Entscheidung.

Bei vielen Variablen mit Einfluss auf die Entscheidung, ist es wohl besser relevante Informationen als Entscheidungsgrundlage zu sammeln, dann aber auch Abstand zur Entscheidung zu gewinnen, darüber zu schlafen und dann aber auch zu entscheiden. Ich nutze dann unbewusstes Denken.

Coaching kann Sie bei wichtigen Entscheidungen unterstützen und Sie beim Entscheidungsprozess begleiten. Als systemischer Coach unterstütze und begleite ich Sie bei wichtigen Entscheidungen sowie bei Ihrem Veränderungsvorhaben! Ich agiere in Augsburg und Umgebung sowie Online.