Selbstwert

Selbstwert - Echte Stärke kommt von innen

Selbstwert

Der Wert eines menschlichen Lebens unterliegt keiner Inflation.

Selbstwert ist ein zentrales Element unseres Lebensgefühls – ein unsichtbarer Begleiter, der entscheidet, wie wir uns selbst und die Welt um uns herum wahrnehmen. Doch was macht unseren Selbstwert eigentlich aus? Was bestimmt, wie wir uns selbst einschätzen und ob wir uns wertvoll fühlen? Dieser Blogbeitrag führt Sie durch die Tiefen und Höhen des Selbstwerts und wirft einen genauen Blick auf die Quellen, die ihn formen: Von der Kindheit über prägende Erfahrungen bis hin zu den Menschen, die uns tagtäglich umgeben.

Hier kommen auch die inneren und äußeren „Selbstwert-Diebe“ ins Spiel – Faktoren, die unseren Selbstwert untergraben können. Häufig sind es unbewusste Glaubenssätze oder subtile, abwertende Botschaften von anderen, die uns klein halten. Doch wie können wir diese Diebe erkennen und in ihre Schranken weisen? Und wie finden wir zu einem stabilen, positiven Selbstwertgefühl zurück?

In diesem Beitrag wird nicht nur die Theorie behandelt, sondern auch, wie Sie aktiv an Ihrem Selbstwert arbeiten können. Entdecken Sie wertvolle Ansätze, um Ihre Stärken wiederzuentdecken, Ihre inneren Kritiker zu zähmen und Selbstwertquellen zu schaffen. Begleiten Sie uns auf eine spannende Reise zur Wiederentdeckung und Stärkung Ihres eigenen Selbstwertgefühls!

Der Blogbeitrag gliedert sich dabei wie folgt auf:

  1. Eine Definition
  2. Quellen des Selbstwerts
  3. Innere Kritiker und Räuber des Selbstwerts
  4. Äußere Selbstwert-Diebe
  5. Den Selbstwert zurückerobern
  6. Zusammenfassung
  7. Abschluss mit Video

Ich wünsche gute Inspiration!

Definition Selbstwert

Menschen mit einem hohen Selbstwertgefühl erleben eine Balance zwischen Aktivität und Erholung und wissen, dass sie selbst ihr Leben gestalten können. Sie übernehmen Verantwortung für ihre Umstände und können ihre Bedürfnisse klar kommunizieren, dabei aber auch die der anderen respektieren. Sie pflegen stabile Beziehungen, haben ein gutes Gefühl für ihre eigenen Grenzen und achten bewusst auf ihre körperlichen und emotionalen Bedürfnisse. In der Kommunikation sind sie mitfühlend und tolerant, und sie können Konflikte als Wachstumschance betrachten. Selbstzweifel entmutigen sie nicht, sondern fördern ihre persönliche Weiterentwicklung.

Aber wie definiert sich der Selbstwert eigentlich?

Im Kern beschreibt Selbstwert, wie wir uns selbst wahrnehmen und schätzen. Oder anders ausgedrückt: Wie man sich selbst mit seinen Eigenschaften und Fähigkeiten bewertet. Letztlich könnte man auch sagen, dass der Selbstwert die individuellen Antworten auf die Fragen „Wer bin ich?“ und „Was bin ich?“ sowie auf die Frage „Was bin ich wert?“ gibt. Dabei könnte man zwischen dem
a) Selbstkonzept und
b) Selbstbewertung
unterscheiden.

Das Selbstkonzept beschreibt, wie wir uns selbst wahrnehmen und welche Eigenschaften wir uns zuschreiben.

Die Selbstbewertung und damit das Selbstwertgefühl hingegen spiegelt wider, wie wir diese Eigenschaften und Fähigkeiten bewerten und welche emotionale Resonanz wir damit verbinden.

Das Selbstkonzept

Wer bin ich? Was bin ich?

Das Selbstkonzept beschreibt das Bild, das wir von uns selbst und unseren Fähigkeiten haben. Es gibt die Antwort auf Fragen wie „Bin ich klug?“, „Bin ich durchsetzungsfähig?“ oder „Bin ich körperlich attraktiv?“. Hier geht es darum, wie wir unsere Stärken, Schwächen, Eigenschaften und Kompetenzen einschätzen. Dieses Bild von uns selbst ist nicht statisch, sondern entwickelt sich im Laufe unseres Lebens durch Erlebnisse, Erziehung und die Wahrnehmung durch andere.

Unser Selbstkonzept bildet die Grundlage dafür, wie wir uns selbst in der Welt positionieren und welche Rollen wir für uns selbst definieren.

Das Selbstwertgefühl

Was bin ich wert?

Das Selbstwertgefühl geht einen Schritt weiter und beantwortet die Frage, wie wir unsere Selbsteinschätzung bewerten. Es ist die Summe unserer Selbstbewertungen, etwa „Es ist gut, dass ich durchsetzungsfähig bin“ oder „Meine Intelligenz macht mich wertvoll“. Dabei beziehen wir nicht nur unsere individuellen Merkmale und Fähigkeiten ein, sondern auch die Resonanz, die wir aus unserem sozialen Umfeld erfahren: Werden wir von anderen wertgeschätzt und anerkannt?

Ein positives Selbstwertgefühl stärkt unser Vertrauen in uns selbst und unsere Lebenszufriedenheit. Umgekehrt kann ein mangelndes Selbstwertgefühl tiefgreifende Unsicherheiten verursachen, die unsere Interaktionen und Entscheidungen nachhaltig beeinflussen.

Quellen des Selbstwerts

Quellen des Selbstwerts

Unser Selbstwert wird von inneren und äußeren Faktoren beeinflusst. Nachfolgend stelle ich diese Faktoren – Quellen unseres Selbstwerts – vor.

Unsere Kindheit

Unser Selbstwertgefühl ist teils angeboren bzw. wird in den ersten Lebensjahren wesentlich geprägt.

In den ersten Lebensjahren nehmen wir Eindrücke und Informationen ungefiltert und besonders intensiv auf. Schon in dieser frühen Phase wirken äußere Einflüsse wie das Verhalten unserer Eltern und enger Bezugspersonen sowie die Erfüllung grundlegender Bedürfnisse nach Bindung, Orientierung und Kontrolle stark auf unser Selbstwertgefühl ein. Da wir als Kind in diesen Jahren noch keine Resilienz entwickeln konnten, ist diese Phase besonders prägend für unsere emotionale und psychologische Entwicklung.

Wenn uns – seitens Eltern oder anderen Bezugspersonen – in dieser frühen Kindsphase das Gefühl vermittelt wird, wir müssten anders sein, um geliebt zu werden, ist es schwer, unseren Wert anzuerkennen. Wir entwickeln Glaubenssätze und Sekundärgefühle (also angewöhnte Gefühle, um etwas zu erreichen), um Erwartungen zu erfüllen und so Liebe und Anerkennung zu erhalten.

Unsere Mitmenschen

Unsere Mitmenschen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle für die Entwicklung unseres Selbstwertgefühls. Man sagt, dass wir der Durchschnitt der fünf Menschen sind, mit denen wir am meisten Zeit verbringen!

Besonders wertvoll sind dabei „Selbstwert-Tankstellen“-Typen: Menschen, die uns wohlwollend unterstützen, an uns glauben, selbst wenn wir es nicht tun und uns bestärken. Diese Menschen haben eine hohe Meinung von uns und sind daher wertvolle Selbstwert-Tankstellen.

Setzen Sie sich gerne einmal Ihre „Wertschätzungsbrille“ auf. Wer kommt in Ihrem Leben auf die Liste der Menschen, die Sie wertschätzen, Sie unterstützen und Ihnen Kraft geben? Betrachten Sie den positiven Einfluss auf Ihren Selbstwert!

Selbsterfahrung durch Erfolgserlebnisse

Erfolgserlebnisse und positive persönliche Erfahrungen sind weitere Quellen zur Stärkung unseres Selbstwerts. Dabei kommen folgenden Begriffe ins Spiel: Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit.

Selbstvertrauen bedeutet, dass wir auf unsere eigenen Fähigkeiten setzen. Wir glauben daran, dass wir Neues lernen und Schwierigkeiten bewältigen können.
„Ich bin mir sicher, dass ich dieses Projekt erfolgreich abschließen kann, weil ich die Fähigkeiten habe und bereit bin, dazuzulernen.“

Selbstwirksamkeit ist das Gefühl, dass durch eigenes Handeln und Denken wirklich etwas bewirkt werden kann. Man sieht sich nicht einfach einfach nur als “Spielball” der Umstände, der von äußeren Einflüssen gesteuert wird, sondern als jemand, der durch eigenes Zutun das Leben gestalten kann.
„Wenn ich mich anstrenge und klare Ziele setze, kann ich in meinem Team eine positive Veränderung bewirken.“

Beide Komponenten, also Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit, sind für unser Selbstwertgefühl wichtig, denn sie geben uns das Gefühl, dass wir etwas beitragen und geschätzt werden können.

Ich möchte hier nicht falsch verstanden werden. Es geht nicht nur um die großen Erfolge. Vielmehr geht es um unser Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten sowie das Bewusstsein, aktiv Einfluss nehmen zu können – auch unabhängig vom Ausgang einzelner Situationen. Denn selbst in schwierigen Zeiten stärken uns Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit, wenn wir spüren, dass wir nicht passiv ausgeliefert sind, sondern durch unseren Einsatz und unsere Haltung immer wieder Gestaltungsmöglichkeiten haben. Das alles ist es, was letztlich unseren Selbstwert stärkt.

Innere Kritiker und Räuber des Selbstwerts

Negative Glaubenssätze

Negative Glaubenssätze

Glaubenssätze sind mächtige, zumeist unbewusste Überzeugungen, die unsere Wahrnehmung und unser Verhalten tiefgreifend beeinflussen. Wie zuvor bereits erwähnt, entstehen sie meist in der Kindheit.

Negative Glaubenssätze limitieren uns in unserem Denken und Handeln – man könnte von einem Glaubenssatz-Gefängnis sprechen – und können unseren Selbstwert schwächen.

Es gibt mehrere Quellen, aus denen sich negative Glaubenssätze speisen:

Wiederholende Aussagen

Eltern meinen es oft gut, wenn sie Sätze sagen wie: „Ich mache das für dich, damit du es leichter hast.“ Doch bei häufiger Wiederholung vermittelt dies dem Kind gegebenenfalls, dass es schwach ist und Hilfe braucht, um Dinge zu schaffen. Nachvollziehbarerweise können auch Aussagen wie „Das schaffst du nie“ oder „Warum kannst du nicht wie die anderen sein?“ durch Wiederholung ins Unterbewusstsein des Kindes gelangen und sich schließlich als Glaubenssätze festsetzen.

Interpretation des Verhaltens von Autoritätspersonen

Auch das Verhalten von Autoritätspersonen, das als Ablehnung oder Enttäuschung gedeutet wird, prägt das Selbstbild nachhaltig. Kinder interpretieren das Verhalten der Eltern oder anderer wichtiger Personen. Werden sie oft kritisiert oder ignoriert, ziehen sie möglicherweise den Schluss, dass sie „nicht gut genug“ oder „wertlos“ sind.

Schutzmechanismus und Bewältigungsstrategien

Kinder entwickeln Überlebensstrategien, um in ihrer Umgebung Anerkennung zu finden und Ablehnung zu vermeiden. Diese Strategien beruhen auf tief verankerten Glaubenssätzen, die zu bestimmten Verhaltensmustern führen, wie „Immer lieb sein“, „Nie widersprechen“, „Perfekt sein“, „Gefühle verstecken“ oder „Es allen recht machen“. Solche Überzeugungen waren ursprünglich hilfreich, um schwierige Situationen zu meistern. Im Erwachsenenalter jedoch können diese Muster belastend werden, da sie den Handlungsspielraum einschränken und das eigene Selbstwertgefühl beeinträchtigen.

Wahrnehmungsverzerrung

Wahrnehmungsverzerrung

Negative Glaubenssätze wirken dann oft wie ein „Wahrnehmungsfilter,“ der unsere Sicht auf uns selbst und die Welt stark beeinflusst. Dieser Filter lässt uns überwiegend jene Informationen wahrnehmen, die unsere negativen Überzeugungen bestätigen, während positive Erlebnisse schnell abgewertet oder sogar ignoriert werden. Diese mentalen Muster formen gewissermaßen eine „Autobahn im Kopf“, die uns immer wieder in die gleichen, vertrauten Bahnen lenkt. Das Unterbewusstsein sucht dabei aktiv nach Anzeichen, die uns bestätigen, dass wir „nicht gut genug“ sind. Dieser Mechanismus führt zu einer verzerrten Selbstwahrnehmung, die unseren Selbstwert schwächt und uns daran hindert, unser Potenzial zu erkennen.

Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, ist es wichtig, die Funktionsweise des Wahrnehmungsfilters zu verstehen. Er arbeitet auf drei zentrale Weisen, die es zu durchschauen gilt:

Generalisierung

Der Filter neigt dazu, Fehler oder Schwächen zu verallgemeinern und alles Gute auszublenden. Ein einziges Missgeschick oder eine Schwäche wird übermäßig betont, während all unsere Erfolge in Vergessenheit geraten.

Kurztipp: Hier hilft es, den inneren Kritiker bewusst wahrzunehmen und ihm gezielt Gegenbeispiele entgegenzusetzen. Dieser Prozess braucht Geduld, da das Unterbewusstsein Zeit benötigt, um neue Gedankenmuster zu integrieren.

Vergleiche auf ungleicher Basis

Der innere Kritiker vergleicht uns oft mit Menschen, die in bestimmten Bereichen außergewöhnlich erfolgreich sind, gerade dort, wo wir selbst eher Schwächen haben. Er ignoriert dabei unsere Stärken und vergleicht uns nicht als Ganzes, sondern nur in isolierten Aspekten.

Kurztipp: Hier hilft ein „Reality Check“: Ein Generalvergleich, der alle Lebensbereiche einbezieht, zeigt eine ausgewogenere Perspektive.

Doppelstandards

Der innere Kritiker misst oft mit zweierlei Maß. Fehler, die wir bei uns selbst scharf verurteilen, sind bei anderen völlig akzeptabel oder werden schnell verziehen.

Kurztipp: Hier gilt es, den Kritiker direkt anzusprechen und aufzufordern, fair und objektiv zu bleiben.

Die inneren Antreiber

Die inneren Antreiber

Die inneren Antreiber, die auf das Modell der Transaktionsanalyse (Eric Berne, Thomas A. Harris) und Taibi Kahler zurückgehen, haben grundsätzlich positive Absichten. Sie motivieren uns, geben Orientierung und unterstützen uns dabei, Ziele zu erreichen. Diese Antreiber

  • „Sei perfekt!“,
  • „Beeil Dich!“,
  • „Streng Dich an!“,
  • „Mach es allen recht!“ und
  • „Sei stark!“

werden in frühen prägenden Interaktionen erlernt und können gerade in schwierigen Situationen zu wertvollen Begleitern werden. Doch wenn ein Antreiber zu dominant wird, kann er sich vom gesunden inneren Motivator zu einem „inneren Sklaventreiber“ wandeln, der Druck auf uns ausübt und unser Wohlbefinden belastet.

Wir müssen uns bewusst sein, dass unser Selbstwert nicht davon abhängt, dass wir perfekt sind, dass wir stets Leistung bringen, dass wir es allen recht machen oder dass wir besonders stark sind! Wir müssen uns nicht auf eine bestimmte Art und Weise verhalten müssen, um Anerkennung, Fürsorge und Wertschätzung zu erhalten.

Äußere Selbstwert-Diebe

Äußere Selbstwert-Diebe

Äußere Selbstwert-Diebe sind Menschen oder Situationen, die unser Selbstwertgefühl schwächen und uns kleinhalten. Besonders betroffen sind jene, die selbst an ihrem Wert zweifeln und diese Unsicherheit unbewusst nach außen tragen – oft durch eine gebückte Haltung, wenig Widerstand oder ein unterwürfiges Verhalten. Solche Verhaltensweisen signalisieren anderen, dass hier wenig Gegenwehr zu erwarten ist. Für Selbstwert-Diebe ist das wie eine Einladung: Sie nutzen die Unsicherheit und gehen gezielt darauf ein.

Typische Angriffe dieser äußeren Selbstwert-Diebe sind herabsetzende Bemerkungen wie „Du kannst mir gar nichts“ oder „Du bist ein Nichts“. Durch solche Aussagen wird ein Machtgefälle geschaffen, das die eigene Position stärkt, indem es die andere Person kleinmacht. Oft werden auch subtile Vergleiche eingesetzt, die das Selbstwertgefühl des Gegenübers untergraben – Aussagen wie „Ich bin besser als du“ suggerieren Überlegenheit und lassen wenig Raum für Gegenwehr. Diese Art von Manipulation hat oft das Ziel, den anderen zu kontrollieren oder im eigenen Status zu bestätigen.

Das heimtückische an äußeren Selbstwert-Dieben ist, dass ihre negativen Einflüsse oft schleichend wirken und sich im Alltag über Bemerkungen, Blicke oder abwertende Gesten festsetzen. Die Folgen können weitreichend sein: Betroffene fühlen sich in ihrem Wert bestätigt, empfinden sich als weniger wertvoll und ordnen sich anderen unter. Die äußeren Selbstwert-Diebe finden so immer wieder neue Wege, das ohnehin angeschlagene Selbstwertgefühl weiter zu schwächen, was langfristig zu einer Art Abhängigkeit und einem Kreislauf der Minderwertigkeit führen kann.

Den Selbstwert zurückerobern

Den Selbstwert zurückerobern

In diesem Kapitel gebe ich konkrete Handlungsempfehlungen und Tipps zur Stärkung des Selbstwerts.

Wie sieht dieser aktuell bei Ihnen aus? Welche Dinge tun und denken Sie, welche einerseits auf Ihren Selbstwert einzahlen und welche Dinge tun und denken Sie oder werden an Ihnen getan, welche Sie minderwertig fühlen lassen? Wie gesagt, sollen nachfolgende Punkte Anregungen geben, wie Sie die eine Seite – die Stärkung des Selbstwerts – konkret angehen können!

Das Kapitel ist dabei in drei Teile unterteilt:

  1. Zunächst sehen wir uns den Umgang mit Selbstwert-Dieben an.
  2. Anschließend machen wir eine realistischere Einschätzung unserer Stärken; etwas das wir oftmals als zu selbstverständlich betrachten und zu wenig wertschätzen.
  3. Und dann sehen wir uns alltägliche Routine-Aufgaben an, also kleine Schritte mittels derer wir unseren Selbstwert kontinuierlich stärken können.

Mit Selbstwert-Dieben rigoros umgehen

Selbstwert-Diebe schaden unserem inneren Gleichgewicht. Um ihnen entgegenzutreten, ist es wichtig, klare Grenzen zu setzen! Einer der ersten Schritte ist, die Person direkt auf ihr Verhalten aufmerksam zu machen – die Methode „WWW“ (Wahrnehmung, Wirkung, Wunsch) kann hier hilfreich sein, um respektvoll, aber bestimmt Klartext zu reden. Wo das nicht möglich ist, hilft es oft, einen Schlussstrich zu ziehen und den Kontakt zu solchen Menschen zu reduzieren oder zu beenden.

Auch die eigene Reaktion anzupassen, kann viel bewirken. Ein Gegenangriff oder deutliche Worte machen häufig klar, dass Sie sich nicht kleinmachen lassen.

Zu guter Letzt: Denken Sie daran, dass vieles, was Selbstwert-Diebe an uns kritisieren, mit ihnen selbst zu tun hat und weniger mit uns – ein Gedanke, der innere Distanz schaffen kann.

Stärken wiederentdecken und Schwächen akzeptieren

Unsere Stärken bleiben oft unbemerkt, obwohl sie wertvolle Ressourcen sind. Evolutionsbedingt fokussiert sich unser Gehirn stärker auf negative Reize, wodurch wir positive Aspekte vernachlässigen und mit Scheuklappen durch den Alltag gehen. Auch Gewohnheiten lassen uns unsere Stärken übersehen: Je länger wir sie unbewusst einsetzen, desto weniger nehmen wir sie wahr. Schnell entsteht der Eindruck: „Was mir leichtfällt, ist nichts Besonderes.“ Doch in Wahrheit sind es genau diese Dinge, die uns auszeichnen.

Und jetzt mal ganz anders gedacht und ein kurzer Ausflug zu unseren vermeintlichen Schwächen: Wäre es nicht schön, unsere Macken und Schwächen als Teil von uns anzunehmen? Ein neuer Umgang mit diesen vermeintlichen Schwachstellen kann unseren Selbstwert stärken. Wenn wir anerkennen, dass jede Schwäche auch eine Stärke birgt, gewinnen wir eine ausgewogene Perspektive auf uns selbst. Eine Möglichkeit besteht darin, bewusst das Gegenstück zu jeder Schwäche zu erkennen und aufzuschreiben: Diese Übung verdeutlicht, dass selbst vermeintliche „Macken“ wertvolle Eigenschaften enthalten. Beispiel: Wer „in Bildern denkt“, könnte sich manchmal zerstreut fühlen. Doch diese visuelle Denkweise ist eine Stärke, die komplexe Zusammenhänge schnell greifbar macht. Solche Reframings helfen, das ganze Potenzial unserer Persönlichkeit zu entdecken und anzunehmen.

Um unsere Stärken neu zu entdecken, gibt es vier bewährte Ansätze:

  • Stärken reflektieren: Fragen Sie sich bewusst, in welchen Situationen Sie sich kompetent und erfolgreich fühlen.
  • Stärkenreporter werden: Bitten Sie Menschen in Ihrem Umfeld, Ihre Stärken zu benennen. Das Johari-Fenster zeigt, dass wir oft Qualitäten besitzen, die anderen auffallen, uns selbst jedoch verborgen bleiben.
  • Rückblick wagen: Schauen Sie in die Vergangenheit – Jobs, Projekte, Hobbys. Was hat Ihnen Freude gemacht? Was fiel Ihnen leicht? Wo haben Sie Lob erhalten?
  • Stärken sichtbar machen: Halten Sie Ihre Stärken schriftlich oder visuell fest, damit Sie sie jederzeit als wertvolle Ressource abrufen können.

Durch diese Herangehensweise lernen wir, Stärken und Schwächen als einen Teil unseres Wesens zu verstehen, der sich gegenseitig ergänzt und unser Selbstwertgefühl stärkt.

Alltagstipps auf körperlicher, mentaler und emotionaler Ebene

Der eigene Selbstwert wird nicht nur gefühlt, sondern auch ausgedrückt. Mimik, Gestik, die Stimme und Worte verraten, wie wir uns selbst sehen. Paul Watzlawicks Grundsatz „Man kann nicht nicht kommunizieren“ verdeutlicht, dass unsere innere Haltung nach außen strahlt. Wer sich als wertvoll wahrnimmt, zeigt das unbewusst. Körperhaltung und Denken beeinflussen dabei unser Gefühl – ein wertschätzender Umgang mit uns selbst sendet Signale der Stärke, die für andere spürbar werden.

Man könnte auch die Metapher Muskel heranziehen. Wie ein Muskel kann der Selbstwert schlaff und wenig trainiert sein. Aber er lässt sich auf verschiedenen Ebenen auch regelmäßig trainieren.

Ich stelle hier drei Ebenen vor, auf denen durch Regelmäßigkeit kleine Schritte zur Stärkung des Selbstwert-Muskels gemacht werden können und Sie so peu á peu Ihren Selbstwert stärken.

Körperliche Ebene

Unter der körperlichen Ebene des Selbstwertgefühls verstehe ich, den eigenen Körper bewusst wahrzunehmen und „gut zu behandeln“. Der Körper ist das Fundament, um die Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren. Eine gesunde Balance aus Bewegung, Ernährung und ausreichend Ruhe ist entscheidend, um körperliche Signale zu erkennen und darauf einzugehen. Oft ignorieren wir diese Signale, was zu langfristigen Erschöpfungszuständen führen kann. Ein achtsamer Umgang mit dem Körper fördert das Selbstwertgefühl, da wir so lernen, ihn als wertvoll und unterstützend zu betrachten.

Ein paar hilfreiche Schritte können sein:

  • Mehr ausgewogene und gesunde Ernährung,
  • ausreichend Schlaf oder auch
  • die regelmäßige Bewegung (gerne in der Natur).

Mentale Ebene

Hier ist die Kraft unserer Gedanken und deren Einfluss auf unser Selbstbild und Wohlbefinden gemeint. Täglich haben wir tausende Gedanken, meist mehr negative als positive. Bewusste Denkmuster und achtsame Reflexion können die Wahrnehmung positiv beeinflussen. Durch die bewusste Entscheidung für stärkende Gedanken und die Distanzierung von negativen Glaubenssätzen wird das Selbstwertgefühl langfristig gestärkt und stabilisiert.

Hier stichpunktartig ein paar hilfreiche Schritte:

  • Affirmationen: Zum Beispiel „Ich bin genug, so wie ich bin.“
    Affirmationen sind kraftvolle, positive Aussagen, die unsere Gedankenwelt nachhaltig prägen können. Die Affirmationen sollten sich echt anfühlen, weder zu groß noch zu klein. Wiederholen Sie sie täglich für 21 Tage, idealerweise morgens und abends, wenn das Bewusstsein empfänglich ist. Visualisieren Sie dazu passende Bilder – sie lösen Gefühle aus, die die Affirmationen verstärken. Um Affirmationen im Alltag präsent zu halten, erstellen Sie „Touch-Points“: Ein Hintergrundbild am Handy, eine Notiz am Spiegel oder ein Post-it am Bildschirm erinnern uns regelmäßig daran und fördern die Verinnerlichung.
  • Dankbarkeit üben: Notieren Sie sich abends z.B. drei Dinge, für die Sie dankbar sind.
  • Positive Medien konsumieren: Fokussieren Sie sich auf inspirierende Inhalte, anstatt reißerischen oder negativen Nachrichten.
  • Beobachten Sie Ihre Gedanken und schaffen Sie Distanz: Versuchen Sie Ihre Gedanken achtsam wahrzunehmen, bewerten Sie diese nicht, sondern antworten Sie mit „Ich beobachte, dass ich gerade denke …“

Emotionale Ebene

Hier ist gemeint, seine Emotionen wahrzunehmen und zuzulassen. Ein gesundes Emotionsmanagement bedeutet, sich über seine Emotionen und die dahinterliegenden Bedürfnisse im Klaren zu sein. Wer regelmäßig dafür sorgt, dass seine Bedürfnisse befriedigt werden, stärkt damit auch seinen Selbstwert, weil er lernt, sich selbst und seine Gefühle ernst zu nehmen.

Konkrete Tipps zur Umsetzung:

  • Tagebuch: Das regelmäßige Festhalten von emotional bedeutsamen Erlebnissen kann helfen, Emotionen sowie die dahinterliegenden Bedürfnisse zu erkennen und besser zu verstehen.
  • Innehalten und Durchatmen: Bei starken Emotionen ist es hilfreich, zunächst tief durchzuatmen und die Situation achtsam wahrzunehmen, ohne sofort zu reagieren.
  • Gefühle als Wegweiser: Unsere Bedürfnisse steuern unser Denken und Handeln, doch oft sind sie uns nicht bewusst. Gefühle können hier wertvolle Hinweise geben. Es gilt, diese Gefühle anzunehmen und ihnen Raum zu geben.

Zusammenfassung

Selbstwert ist die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen und unseren eigenen Wert einschätzen. Er setzt sich aus unserem Selbstkonzept – also dem Bild unserer Fähigkeiten und Eigenschaften – sowie der Bewertung dieses Selbstbildes zusammen. Dabei beeinflusst der Selbstwert maßgeblich unser Handeln, unsere Entscheidungen und unser Wohlbefinden.

Verschiedene Quellen prägen unser Selbstwertgefühl. Unsere Kindheit spielt eine entscheidende Rolle, da grundlegende Überzeugungen hier ihren Ursprung haben. Auch unser soziales Umfeld – Familie, Freunde, Kollegen – prägt uns: Menschen, die uns unterstützen und wertschätzen, stärken unser Selbstwertgefühl. Zudem tragen persönliche Erfolge und Selbstwirksamkeit dazu bei, Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und den eigenen Wert zu spüren.

Häufig jedoch stellen sich innere Kritiker und negative Glaubenssätze als Saboteure des Selbstwerts heraus. Diese unbewussten Überzeugungen und verzerrten Wahrnehmungsmuster lassen uns an uns zweifeln und untergraben unser Selbstbewusstsein. Auch äußere Einflüsse, die als „Selbstwert-Diebe“ fungieren – etwa abwertende Kommentare oder vergiftete Beziehungen – können unser Selbstwertgefühl nachhaltig schädigen.

Um den Selbstwert zu stärken, gilt es, diese inneren und äußeren Einflüsse zu erkennen und ihnen bewusst zu begegnen. Die Entwicklung einer „inneren Tankstelle“, etwa durch Affirmationen, hilft dabei, den Fokus wieder auf die eigenen Stärken und Potenziale zu lenken. Auch das bewusste Reflektieren und Anerkennen der eigenen Fähigkeiten kann alte, schädliche Überzeugungen aufbrechen und eine wertschätzende Haltung sich selbst gegenüber fördern.

Selbstwert ist ein wachsender, veränderbarer Teil unseres Lebens und kann durch achtsame Arbeit an den eigenen Überzeugungen gestärkt werden. Wer sich dieser Aufgabe stellt, schafft eine stabile Grundlage für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben.

Abschluss mit Video